
Abschied. Die Ein- und Ausgangshallen von Kliniken kennt Christa Gruber (62, Name geändert) zur Genüge. Seit Anfang 2004 ist die Frau aus München wegen ihrer chronisch entzündlichen Darmerkrankung regelmäßig im Krankenhaus. Doch als sie jetzt im Juli das PoliCenter am Klinikum Starnberg verlässt, erfasst sie ein fast euphorisches Gefühl. „,Wenn keine Beschwerden dazwischen kommen, sehen wir uns zur Kontrolle nächstes Jahr wieder‘, hatte sich der Professor von mir verabschiedet,“ strahlt die Sekretärin. „Zum ersten Mal seit eineinhalb Dekaden hatte ich das Gefühl, das Krankenhaus wirklich zu verlassen.“

Symptome. Unspektakulär, ja fast harmlos hat es bei Christa Gruber angefangen. Mit Beschwerden wie bei einer Bauchgrippe. „Probleme hatte ich zwar schon länger. Doch kurz nach meinem 45sten Geburtstag gesellten sich zu den Krämpfen und Durchfällen zunehmend öfter Schmerzen und Schleim dazu. Als nach Weihnachten 2003 Blut im Toilettenwasser schwamm, wusste ich, dass ich die Beschwerden nicht mehr verdrängen darf. Ich offenbarte mich meinem Mann. Und der fuhr mich noch in der selben Stunde ins Krankenhaus.“

Diagnostik. Aufgrund der erhöhten Entzündungswerte im Blut, leichtem Fieber und einem angegriffenen Allgemeinzustand wird Christa aufgenommen. Nach einem Röntgenbild folgt am nächsten Vormittag die Darmspiegelung. „Als ich zu mir kam, hörte ich zum ersten Mal den Begriff ,Colitis ulcerosa‘. Zuerst war ich erleichtert, dass es kein Krebs war. Es brauchte ein paar Tage, bis ich begriff, dass auch der Angriff des Immunsystems auf den Dickdarm nicht wirklich harmlos ist.“

Stadien. Den genauen Auslöser für die schubweise Entzündung der Schleimhaut kennen die Ärzte bis heute nicht. Was man über die „Colitis ulcerosa“ weiß: gewöhnlich tritt sie nur im Dickdarm auf, arbeitet sich langsam vom Enddarm aufwärts vor – vom Stadium der Proktitis über die linksseitige Colitis bis hin zur sogenannten Pancolitis, wie im vorliegenden Fall. Christa kommt noch am selben Tag an einen Tropf mit Glucocorticoiden (Cortison).

Therapie. „Das entzündungshemmende Medikament wirkte extrem schnell und gut. Bereits über Nacht ließen Schmerzen und Entzündung nach. Nach vier Tagen hatte ich fast normalen Stuhlgang, wurde auf Tabletten umgestellt. Im Anschluss ans Kortison bekam ich zur Entlassung Mesalazin“, schildert die große, schlanke Frau den Genesungsverlauf. „Dieses Standardmittel bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen soll einen Rückfall möglichst lang hinausschieben.“
Schübe. Wirklich aufhalten lassen sich die Rückfälle bei Christa aber nicht. „Mal sind es 18 Monate, dann auch mal zwei Jahre, in denen ich Ruhe habe. Am Ende kommt es immer wieder zu quälenden, blutigen Durchfällen, Schmerzen und rapiden Gewichtsverlust.“

Befund. 2016 bekommt sie deshalb den biologischen Wirkstoff Infliximab gespritzt, einen modernen Antikörper, der die Entzündung gezielt ausschaltet. „Alle acht Wochen ging ich deswegen in die Klinik – zwei Jahre lang“, erzählt sie. „Am Ende bestätigten mir die Ärzte per Darmspiegelung inklusive Gewebeprobe, dass sie die Entzündungszellen nachhaltig vertrieben hätten!“

Suche. Leider profitiert die Frau von der ,stabilen Remission‘ selbst nur wenig. „Weiter litt ich unter vermehrtem Stuhldrang, Blähungen und Schmerzen. Deshalb probierte ich auf eigene Faust verschiedene, alternative Maßnahmen aus. Darunter Weihrauch, Curcuma und verschiedene Probiotika – leider alles ohne spürbaren Erfolg. Dann stieß ich im Internet auf die FODMAP-Diät, die, 2004 in Australien entwickelt, hierzulande seit fünf Jahren bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen recht erfolgreich eingesetzt wird – unter anderem von Professor Martin Storr in Starnberg“

Belastung. „Die Abkürzung FODMAP kommt aus dem Englischen und steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole“, erklärte ihr wenige später der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, der bereits mehrere Bücher zum Thema geschrieben hat. „FODMAPs sind nicht giftig oder gefährlich. Sie können aber an der Entstehung von Verdauungsbeschwerden beteiligt sein, weil sie mit Hilfe von Enyzmen der Darmbakterien fermentiert, sprich vergärt werden.“

Symptom-orientiert. Tatsächlich weiß man schon lange, das einzelne FODMAPs wie Laktose, Fruktose oder Zuckerersatzstoffe Verdauungsprobleme bei Menschen mit Unverträglichkeiten verursachen können. Das neue an der FODMAP-Diät ist, dass auch Menschen ohne nachweisbare Unverträglichkeit davon profitieren, wenn sie kurzkettige Kohlehydrate für eine gewissen Zeit breit reduzieren. „Diese Diät sieht nicht vor, alle FODMAPs völlig zu eliminieren, sondern nur so stark herunterzufahren, dass die verbleibenden FODMAPs keine Symptome mehr verursachen“, so Professor Storr zu Christa Gruber.

Umstellung. Die sportliche Frau, die gerne joggt, erfährt, dass Äpfel und Birnen zum Beispiel deutlich mehr FODMAPs enthalten als Orangen, Kiwi oder Honigmelone; Spargel, Erbsen und Blumenkohl die Verdauung mehr belasten als Tomaten, Kürbis oder Brokkoli. Meeresfrüchte und mageres Fleisch leichter zu verdauen sind als Wurstwaren oder panierter Fisch. „Dank der zahlreichen Rezepte, die es dazu gibt, war die Umstellung beim Kochen nicht nur relativ einfach, sondern auch extrem lecker. Zum ersten Mal ging von den Mahlzeiten nichts Bedrohliches aus, sondern das Gefühl, dass ich meinem Körper etwas Gutes tue.“

Verstärkung. Begleitet wird die Ernährungsumstellung medikamentös mit einer Kombination aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamilenblüten. Professor Storr: „Diese Kombination hat sich seit über 60 Jahren bei Magen-Darm-Beschwerden mit Durchfall, Blähungen und Krämpfen bewährt. Der Vorteil: Die drei Heilpflanzen greifen an verschiedenen Punkten im Darm an und verstärken sich gegenseitig in ihrer antientzündlichen, entgiftenden und entkrampfenden Wirkung – das ist speziell bei andauernder Durchfallsymptomatik sehr hilfreich.“

Erfolg. Zusätzlich zum Mesalazin nahm Christa Gruber nun dreimal täglich vier Myrrhe-Tabletten unzerkaut mit einem Glas Tee vor den Hauptmahlzeiten ein. „Der Erfolg der Kombination stellte sich überraschend schnell bereits am Ende der ersten Woche ein“, berichtet sie begeistert. „Die Blähbauchbeschwerden ließen nach, sowohl Stuhldrang als auch Festigkeit normalisierten sich. Das gesamte Thema Verdauung verlor von Woche zu Woche an Bedeutsamkeit. Und ich stellte fest, dass Leben noch so viel mehr beinhaltet, als zur Toilette zu müssen.“

Ziel. Vier Wochen später der erste Kontrolltermin in Starnberg. Aufgrund des Erfolgs entscheiden Patient und Arzt die Therapie erstmal unverändert weiterlaufen zu lassen. Weitere vier Wochen später die zweite Wiedervorstellung. „Ermutigt fragte ich Professor Storr, ob ich das Mesalazin reduzieren könnte. Ich durfte! Den ersten Monat nahm ich nur noch eine Tablette. Dann gar keine mehr. Was für ein spannender Moment.“

Abschluss. Nach einem abschließenden Kontrolltermin im letzten Jahr hat Christa Gruber erst jetzt – neun Monate später – den nächsten Termin im Endoskopiezentrum Starnberg. „Beim Essen achte ich zwar weiter auf die FODMAPs – aber nicht mehr so streng wie zu Beginn der Diät. Dafür nehme ich das Myrrhe-Präparat weiter konsequent ein. Meinem Bauch geht es gut – nach 15 Jahren Durchfall, Stuhldrang und Schmerzen. Meine Hoffnungen, richtig gesund zu werden, sind wahr geworden!“
Vier FODMAP-Fragen an Professor Martin Storr, Starnberg

Warum verursachen FODMAPs nicht bei allen Menschen Probleme? Es gibt mindestens drei Gründe, warum manche Menschen Symptome haben und manche nicht. Da ist zum einen die unterschiedliche Schmerzempfindlichkeit – Stichwort „Sensibler Darm“. Dann die unterschiedliche Aktivität der Darmmuskulatur – damit zusammenhängend eine veränderte Transportgeschwindigkeit. Last but not least die veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien mit der Folge eine vermehrten Gasbildung durch FODMAPs.

Welche Lebensmittel sind besonders reich an FODMAPs? Die FODMAPs stammen aus vier Gruppen: Die Polyole zum Beispiel kommen reichlich in Äpfeln, Birnen, Kirschen, Nektarinen, Pflaumen, Diätprodukten, Kaugummis und Süßstoffen vor. Monosaccharide finden sich ebenfalls in Äpfel, Birnen und Kirschen. Daneben in Honig, Maissirup und Spargel. Disaccharide stammen aus Joghurt, Milch und Sahne. Während Oligosaccharide in Gerste, Roggen, Weizen, Erbsen, Knoblauch, Linsen, Lauch und Zwiebeln zu finden sind.

Wie lange muss ich Diät halten? Die erste Phase dauert sechs bis acht Wochen. In dieser Zeit sollten Sie die Diät streng einhalten, um den maximalen Therapeerfolg zu erfahren. Danach geht es in die Phase zwei, in der sie alle drei bis vier Tage Nahrungsmittel wieder einführen und darauf achten, wie der Körper reagiert. Stellen sich Probleme ein, lassen Sie das Produkt wieder weg und probieren dafür ein anderes.

Wer kann alles von der FODMAP-Diät profitieren? Sehr gut untersucht ist die FODMAP-Diät bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom, bei Blähungen und Durchfall. Bei anderen Erkrankungen zeigen sich auch Vorteile, nur ist da die Studienqualität noch nicht so gut, wie zum Beispiel bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hier hat sich die Diät gerade bei Menschen bewährt, bei denen die Entzündung gut unter Kontrolle ist, bei denen aber weiter Symtome bestehen.
Steckbrief Myrrhe – Heilkraft seit Jahrtausenden

Egal ob Juden, Moslems oder Christen: Allen alten Religionen war die Myrrhe heilig. Neben dem eng verwandten Weihrauch gehört sie zu den ältesten Kostbarkeiten, wird bereits im alten Testament erwähnt. Schon im frühen Mittelalter gelangten Rezepte von Myrrhe-Arzneien aus dem Nahen Osten nach England.
Wo kommt sie her? Man unterscheidet bis zu 200 verschiedene Myrrhearten. Sie wachsen in den östlichen Mittelmeergebieten, Arabien und Ostafrika.
Woran erkenne ich sie? Der Myrrhenbaum ist ein bis zu drei Meter hoch wachsender, dorniger, stark verzweigter Baum mit rosafarbenen kleinen Blüten.

Was ist drin? Das aus dem Myrrhenbaum gewonne, luftgetrocknete Harz wird als Myrrhe bezeichnet und enthält bis zu einem Zehntel ätherische Öle.
Wann hilft es? Mittel mit Myrrhe wirken entkrampfend, schmerzstillend, entzündungshemmend und wundheilungsfördernd. Einsatzgebiete sind unter anderem chronische und entzündliche Darmerkrankungen, besonders mit Durchfall.
Welche Gegenanzeigen? Myrrhemittel können bei Allergikern Überempfindlichkeitsreaktionen auslöen.
Info: Chronische Darm-Entzündungen

Rund 400000 Menschen in Deutschland sind von den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) „Morbus Crohn“ und „Colitis ulcerosa“ betroffen. Häufig erkranken gerade junge Menschen an den Autoimmunerkrankungen. Leider erfolgt die richtige Diagnose oft erst nach Jahren.
Colitis ulcerosa: Hier ist ausschließlich der Dickdarm betroffen. Blutige Durchfälle sind ein häufiges Symptom, verbunden mit Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Fieber und Gewichtsverlust.
Morbus Crohn: Diese Entzündung kann den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen. Die wichtigsten Beschwerden sind Schmerzen, Durchfälle (meist ohne Blut), Fieber, Blutarmut und Gewichtsverlust.
Schnelltest: Ist mein Darm entzündlich erkrankt?

1. Fühlen Sie sich ungewöhnlich erschöpft, eventuell leicht fiebrig?
2. Haben Sie Bauchschmerzen, die länger als zwei Wochen anhalten?
3. Leiden Sie unter einer unerklärlichen Gewichtsabnahme?
4. Weist Ihr Stuhl Spuren von Blut auf?
5. Treten bei Ihnen abwechselnd Durchfälle und Verstopfungen auf?
Auswertung:
Bereits bei einmal „Ja“ sollten Sie zum Arzt. Und jede weitere positive Antwort ist ein Hinweis darauf, dass etwas mit Ihrem Darm nicht in Ordnung ist. Keine Angst – dank moderner Diagnosemethoden und neuer Medikamente ist in vielen Fällen eine gut wirksame Therapie möglich.
Therapeutenkontakt: Zentrum für Endoskopie – Gastroenterologie Starnberg, Oßwaldstraße 1, 82319 Starnberg, Tel.: 08151/971096, Internet: www.endoskopiezentrum-starnberg.de

Buchtipp: „Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät” von Marin Storr, Zuckschwerdt Verlag, 19,95 EUR
Kosten: Zur Selbstbehandlung kosten 100 Myrrhe-Tabletten circa 12 Euro (Apotheke).
Infoadresse: Mehr über Darmerkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten mit pflanzlichen Heilmitteln finden Sie im Internet unter pflanzliche-darmarznei.de. Bei Fragen wenden Sie sich kostenlos an Pflanzliche Darmarznei, Postfach 1107, 65741 Eschborn oder per E-Mail an info@pflanzliche-darmarznei.de
© medizin-reporter.blog/André Berger
Hinweis: Bei der vorgestellten Patienten-Reportage handelt es sich um einen Einzelfall. Der Erfahrungsbericht erhebt nicht Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Therapieergebnisse sind generell individuell. Bitte beachten Sie, dass meine Artikel in keinem Fall eine Beratung durch den Arzt oder Apotheker ersetzen. Dieser Blog dient allein der medizinjournalistischen Information