Vorbelastet. Die Schwellung, der unangenehme Druck und das Müdigkeitsgefühl in den Beinen begleiteten Silke Kaiser (40, Name geändert) bereits gut zehn Jahre. Kein Wunder: Stehen und Gehen gehört bei der Düsseldorferin zum Beruf: Den ganzen Tag flitzt die Arzthelferin aus Düsseldorf in einer Praxis nahe der Kö hin- und her.
Chronisch. „Jetzt im Sommer war es immer besonders schlimm“, berichtet die zweifache Mutter. „Dann wurden die Schuhe eng und enger. Und die Knöchel immer dicker. Irgendwann hatte ich rechts in der Kniekehle eine erste Krampfader. Da half weder regelmäßiges Hochlegen der Beine am Feierabend, noch kaltes Kneippen am Morgen. Auch regelmäßiges Walken am Wochenende konnte den Prozess nicht aufhalten. Immer weiter schlängelte sich das dunkelblaue, dicke Gefäß Richtung Wade – richtig hässlich war das.“
Operation. Die schlanke, sportliche Frau, die nebenbei noch auf Modenschauen modelt, wandte sich an einen niedergelassen Chirurgen in der Nähe, ließ sich die Krampfader ziehen. Mit dem Ergebnis war sie allerdings weniger zufrieden. „Durch den Eingriff blutete es stark ins Gewebe ein. Das Bein war dick und blau. Es dauerte ewig, bis der Erguss weg war.“
Rückfall. Regelrecht verzweifelt war Silke Kaiser, als sich Anfang diesen Jahres am selben Bein wieder eine Krampfader zu sehen war. Diesmal empfahl der Gefäßchirurg die komplette Entfernung der Hauptstammvene per Stripping.
Termine. „Da ich für Juli aber bereits feste Messe-Termine zum Modeln zugesagt hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative – und wurde gleich nebenan fündig: Im KÖ-Center, wo das Venenzentrum Nordrhein-Westfalen immer am ersten und dritten Freitag im Monat Sprechstunde hat. Dort stellte man ihr die Möglichkeit der schonenden Laser-Behandlung vor und vereinbarte gleich einen Voruntersuchungstermin in der Klinik Hilden.
Wechsel. Tatsächlich konnte Chefarzt Dr. Horst Peter Steffen seiner Patientin dann ein ganz neues Verfahren zur Behandlung vorschlagen: Ein neuer, rückzugsgesteuerter Radiallaser macht an der Capioklinik Hilden seit wenigen Monaten das Entfernen von Krampfadern immer häufiger überflüssig.
Aufklärung. „Varizen – so der medizinische Name – sehen nicht nur hässlich aus. Sie schädigen auf Dauer durch Blutstau auch das umliegende Gewebe – und dieser Prozess kann bis hin zum offenen Bein fortschreiten,“ erklärte Chefarzt Dr. Steffen seiner Patientin.
Risiko. Durchs lange Sitzen oder Stehen steigt die Gefahr, dass das Blut in den vorgeschädigten Venen verklumpt, es somit zur Thrombose oder zu Embolien kommt. „Je eher wir handeln, desto unwahrscheinlicher sind Folgebeschwerden. Erreicht wird das mit einer modernen, stadiengerechten Therapie,“ so Steffen.
Neuerung. Im Gegensatz zum bekannten Stripping, bei dem die kranke Vene nach Einführen einer Sonde durch einen kleinen Schnitt herausgezogen wird, kann beim neuen Katheter-Verfahren die Vene im Bein verbleiben. „Dazu wird unter Ultraschallkontrolle eine dünne Sonde in die Krampfader eingeführt“, veranschaulicht der Experte Barbara im Vorgespräch. „An ihrem vorderen Ende befindet sich eine dünne Spitze aus Glas. Die sorgt dafür, dass das gebündelte Laserlicht nicht nach vorne, sondern ausschließlich seitlich – wir sagen ,radial‘ ausgeschickt wird.“
Schonend. Während früher die Laser-Sonde vom Operateur per Hand während der Abgabe des energiereichen Lichts zurückgezogen wurde, übernimmt das jetzt eine Maschine. Und zwar langsamer und gleichmäßiger als ein Mensch das kann. Der Vorteil: die Energie des Lasers kann reduziert werden. Gleichzeitig wird die Gefäßwand nur noch auf 75 Grad erhitzen – früher per lag die Temperatur noch bei circa 110 Grad. Die Folge: trotz hoher Effektivität wird das umliegende Gewebe wird geschont und nur die defekte, ausgebeulte Venenwand unwiderbringlich zerstört.
Selbstheilung. „Die Vene zieht sich zusammen und wird in der anschließenden Selbstheilungsphase innerhalb der nächsten Wochen vom Körper abgebaut“, fasst Dr. Steffen zusammen. „Stripping-Folgen wie mögliche Blutergüsse, Entzündungen, Nervenverletzungen und Schmerzen treten deutlich seltener auf“ – so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die in Hilden gerade veröffentlicht worden ist.
Termin. Es dauert nur ein paar Tage bis die Frau aus Düsseldorf von der Krankenkasse grünes Licht für den Eingriff bekam. Anfang Mai ist es soweit: Um halb acht kommt Silke Kaiser für den Eingriff ins Venenzentrum. Dort wird der zu behandelnde Bereich angezeichnet, das Bein desinfiziert und örtlich betäubt.
Sicher. „Der Vorteil zur Vollnarkose besteht darin, dass die Patienten uns mitteilen können, wenn wir in die Nähe von Nerven kommen“, sagt der Gefäßspezialist. „Belastende Gefühlsstörungen, die früher häufig nach einer Krampfader-OP auftraten, werden reduziert.“
Schnell. Silke erlebt den Eingriff trotz der lokaler Anästhesie nicht als belastend: „Ich bekam zwar mit, dass das Bein bewegt wurde, doch Schmerzen oder Stiche spürte ich nicht. Nach 30 Minuten war alles vorbei. Statt fester Bandagen bekam ich einen angenehmen Strumpf übers Bein gezogen.“
Ambulant. Danach darf sie im Ruhebereich kurz erholen, kommt anschließend aufs Zimmer, wo sie die ersten paar Minuten gleich herumlaufen darf. „Der Wechsel zwischen 40 bis 50 Minuten Liegen und 10 bis 20 Minuten herumlaufen wiederholte sich bis zum Nachmittag noch ein paar Mal“, erzählt sie. „Um 16 Uhr kam Dr. Steffen zur Abschlussvisite. Anschließend konnte ich nach Hause – ohne Verband.“
Nachkontrolle. Beim Kontrolltermin eine Woche später ist die kleine Eingriff-Stelle bereits komplett verheilt. „Um weiter Krampfadern zu verhindern, bekam ich per neuem 3-D-Vermessungssstem dann Kompressionsstrümpfe angepasst – das war alles“, strahlt sie über den raschen Heilungserfolg. „Ich habe nur noch möglichst oft die Beine hochgelegt, aber Schmerzen hatte ich keine mehr – höchstens ein ganz klein bisschen gezwickt. Spätestens zwei Wochen später erinnerte nichts an die OP.“
Drei Fragen an Dr. Horst Peter Steffen (51), Chefarzt der Capio Klinik im Park in Hilden (nahe Düsseldorf)
Wie funktioniert der neue LaserEingriff?
Der ca. 0,6 Millimeter dünne Venenlaser wird über einen Katheter in die erkrankte Vene eingeführt und unter Ultraschallkontrolle durch den erkrankten Gefäßanteil hindurchgeschoben. Anschließend wird die Laser-Sonde dann in das Rückzug-System eingespannt. Bei Auslösen des Lasers wird dann der Lichtleiter maschinell langsam und gleichmäßig zurückgezogen. Durch die Hitzeeinwirkung des Lasers auf die Venenwand verschließt sich das Gefäß. Diese Behandlung ist schonender als das herkömmliche Stripping, bei dem die krankhaft veränderte Vene mittels einer Sonde herausgezogen wird.
Wie kommt danach das Blut aus den Beinen zum Herzen zurück?
Nach dem Gefäßverschluss wird der Blutrücktransport von gesunden, so genannten Kollateralvenen übernommen. Der Blutstau, der ursprünglich zur Krampfader geführt hat, baut sich ab.
Was passiert mit der behandelten Krampfader?
Die verschlossene Vene baut der Körper in den meisten Fällen vollständig ab, ihre Funktion wird von gesunden Venen übernommen. Die Methode ist äußerst schonend und der Patient nach dem Eingriff schnell wieder belastbar.
Der Arzt: Gefäßspezialist
Seit November 2009 ist Dr. Horst Peter Steffen Chefarzt der Capio Klinik im Park in Hilden. Der Gefäßchirurg war einer der Ersten hierzulande, die in Laser- (980nm) und Radiofrequenztherapie eine Alternative zum Venenstripping gefunden haben. Seit 2013 setzt er aufs konzentrierte Laserlicht mit der Wellenlänge 1470 Nanometer.
Diagnose: Im Venenzentrum Nordrhein-Westfalen (über 6000 Operationen pro Jahr) wird die Voruntersuchung ambulant durchgeführt, dauert ca. 30-40 Minuten. Per „Doppler“ wird die Blutbewegung sowohl hörbar als auch auf einer Kurve sichtbar erfasst. Mit der „Duplex-Sonographie“ können Venenklappen, als auch Blutstrom in den Gefäßen farblich sichtbar gemacht werden.
Therapie: Dank der modernen Lasertherapie kann eine Venenschwäche gerade im frühen Stadium schonend behandelt werden. Nur noch selten ist anschließend eine Phlebektomie notwendig. Bei dem minichirurgischen Eingriff werden kleinere „Seitenast-Krampfadern“ über kleine Einstiche mit Hilfe von Spezialinstrumenten „herausgehäkelt“. Der neue Laser-Verschluss der oberen Stammvene nimmt den Druck aus dem System – vergrößerte Venenäste verschwinden meist von selbst.
Die Krankheit: Krampfadern
Hierzulande haben rund 15 Millionen Frauen eine Venenschwäche. Nicht nur, dass sich ihre Beine müde und schwer anfühlen, die Knöchel dick geschwollen sind und Krampfadern und Besenreiser besonders hervortreten. Wer schwache Venen hat, hat ein höheres Risiko an Thrombosen oder gar einer Embolie zu erkranken.
Überlastung. Langes Stehen und wenig Bewegung sind Gift für die Beine. Das Blut staut sich, die Venen werden überdehnt, die Klappen überlastet, die für den Blut-Rücktransport zum Herz sorgen sollen.
Selbsthilfe: Sport ist das A und O für gesunde Venen und schlanke Beine. Schwimmen, Radeln, Laufen, Walken und Tanzen sind ideal.
Professionell: Täglich Venengymnastik aktiviert die Muskelpumpe, entstaut und beugt Blutgerinnseln vor. Extratipp: Gehen Sie zu Hause möglichst oft barfuß.
Strümpfe: Moderne Kompression bleibt weiterhin die Basis jeder Venenbehandlung. Perfekt sitzende Stümpfe geben den Venenklappen neuen halt, so dass sie wieder richtig schließen können. Ein Versacken des Bluts in den Beinen wird so verhindert. Keine Sorge: Zum Anziehen gibt es gute Hilfen.
Mehr Infos:Kontakte & Tipps
Das Venenzentrum NRW hat eine Kassenzulassung. Die Laser-Behandlung wird von allen privaten und immer mehr gesetzlichen Krankenkassen bezahlt (Liste z.B. unter http://www.micado-online.de). Bei Selbstzahlung: ca. 1500 EUR.
Klinikkontakt: Capio Klinik im Park, Venenzentrum Nordrhein-Westfalen, Hagelkreuzstraße 37, 40721 Hilden, T.: 02103-896-0, www.capio-klinik-im-park.de
Infos Venenschwäche: Deutsche Venen-Liga, Sonnenstraße 6, 56864 Bad Bertrich, Kostenlose Hotline: 0800-4443335 (täglich – auch am Wochenende von 8-22:30 Uhr) Internet: www.venenliga.de
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Die Venen Operation muss Private bezahlen ?
Danke Leda Schmidt.
Liebe Frau Schmidt,
das Venenzentrum NRW hat eine Kassenzulassung. Die Laser-Behandlung wird von allen privaten und immer mehr gesetzlichen Krankenkassen bezahlt (Liste z.B. unter http://www.micado-online.de,). Bei Selbstzahlung liegen die Kosten bei ca. 1500 EUR. Fragen Sie am besten bei Ihrer Krankenkasse nach.
Herzliche Grüße
André Berger