Einen Tag nach meiner Fuß-Op konnte ich wieder herumlaufen

Erfolg_SchmerzfreiJoggen3Erlösung. „An den Moment Anfang des Jahres werde ich noch lange zurückdenken“, erzählt Ina Seydel. „Noch etwas unsicher machte ich meine ersten Schritte, belastete vorsichtig den frisch operierten Fuß, der in einem festen Verbandschuh steckte. Es war unglaublich. Ich konnte tatsächlich herumlaufen. Dabei war ich erst am Vortag operiert worden – und mir sicher, dass ich wortwörtlich kürzer treten müsste.“

Sportlich. Im Leben von Ina Seydel gibt es eigentlich keinen Tag, an dem sich die 55-Jährige nicht bewegt. Nicht nur beruflich ist die Krankenschwester aus Wuppertal in der Zentralen Patienten-Aufnahme von Montag bis Freitag auf den Beinen. Auch in ihrer Freizeit zieht es soe regelmäßig auf die Wege des idyllischen Naherholungsgebiets, das gleich hinter ihrem Zuhause in Remscheid zum Joggen einlädt.

Krankenschwester_Aufnahme2Schwellung. Die Beschwerden mit den Füßen begannen vor rund sieben Jahren. „Es war zum Verrückt werden“, erinnert sie sich. „Bislang hatte ich nie Probleme. Nun begann es, links immer öfter wehzutun. Seitlich des Fußballens war die Haut erst nur gerötet. Denn gesellte sich an dem Grundgelenk der Großzehe noch eine tastbare Schwellung hinzu.“

Experte_Patientin2Vorbelastung. Tatsächlich liegt Hallux valgus – im Volksmund auch „Ballenzeh“ genannt – bei Ina Seydel in der Familie: „Schon meine Mutter hatte sich deswegen operieren lassen – auf meinen Rat bei uns in der Sankt Josef Klinik in Wuppertal. Denn – wo immer ich vorher tätig war – so gute Ergebnisse, wie bei Herrn Doktor Patsalis, habe ich nirgend sonst gesehen.“

Schmerzen. Doch bevor sie sich selbst operieren lassen wollte, hängte Ina Seydel lieber ihre hübschen Riemchensandalen an den Nagel, lief statt dessen in bequemen Gesundheitslatschen herum. Trotzdem wurde die Schwiele nach und nach immer größer. Neben den ästhetischenen Problemen litt sie zudem häufiger unter dumpfen Schmerzen. „Der große Zeh knickte sichbar ein, während auf der anderen Seite sich die kleinen Zehen verformten. Ende 2016 war es so schlimm, dass ich Herrn Doktor Patsalis direkt in der Klinik ansprach.“

Arztgespraech_Fussmodell2Belastet. Bei der Voruntersuchung erklärte der Chefarzt seiner Patientin, dass der Fuss aufgrund des aufrechten Gangs des Menschen unglaublichen Belastungen ausgesetzt ist. „Er trägt nicht nur Ihr Körpergewicht sondern muss beim Gehen oder Joggen auch die Zugkräfte der Vorwärtsbewegung aushalten.“, so der renommierte Fußspezialist.

Arztgespraech_RoentgenbildVorbeugung. Normal erfolgt dieser Vortrieb vor allem über die Großzehe. Doch wenn durch eine angeborene Schwäche des Bindegewebes die Zehe ihren Halt verliert, werden auch immer mehr die kleinen Zehen in die Kraftverteilung eingespannt. „Und weitere Probleme – wie die Hammerzehe – taucht auf. Je eher wir Sie deshalb operieren, um so früher können wir ein Fortschreiten der Fußdeformationen stoppen“.

Innovation_Titianplatte3Ausweg. Im Gegensatz zu früher, als man den Fuß begradigte, in dem man Ballen – und damit Großteile des Grundgelenks des Zehs – einfach wegmeißelte, haben heute funktionelle Gesichtspunkte oberste Priorität. „Dazu analysieren wir per Röntgenuntersuchung die genaue Fußform, planen danach die Knochenumstellung sowie das Angleichen der Weichteile“, so Dr. Patsalis. „Damit die Patienten den Eingriff nicht unnötig lang hinausschieben, versuchen wir heute den Heilungsprozess so komforttabel wie möglich zu gestellten. Das Zauberwort heißt Primärstabiliät.“

Operation_Fußkorrektur6Verbindung. Wie beim ganz normalen Knochenbruch braucht es auch bei der Umstellung sechs Wochen, bis der Knochen vollständig verheilt ist. Früher mussten die Patienten diese Zeit an Krücken verbringen und den Fuß die ersten zwei bis drei Wochen vollständig entlasten. „Inzwischen stehen uns verschiedene Schrauben zur Verfügung, mit denen wir die Knochen gleich während der OP stabil verbinden können. Besonders hilfreich ist eine Platte die wir aus Richtung Sohle gegen den Knochen setzen. Diese habe wir selbst entwickelt. Sie ist so stabil, dass ein vorsichtiges Auftreten gleich im Anschluss an die OP möglich wird. Andererseits ist sie so dünn, dass sie nicht mehr in einem zweiten Eingriff entfernt werden muss.“

Operation_AnaesthesieAblauf. Der Eingriff am linken Fuß dauerte bei Ina Seydel eine knappe Stunden und wurde in Vollnarkose durchgeführt. „Den OP-Tag selbst war ich ziemlich müde und habe viel geschlafen. Dank eines Schmerzkatheters ging es mir aber überraschend gut. Bereits am nächsten Tag durfte ich erstmals vorsichtig aufstehen. Mein Fuß steckte dazu in einen Spezialschuh, so dass ich nicht abrollen konnte. Und am dritten, postoperativen Tag konnte ich die Klinik verlassen.“

Ergebnis_OP-Narbe4Pflege. Zu Hause kümmerte sich die Krankenschwester einfach selbst um die Versorgung des knapp vier Zentimeter langen Schnitts. „Dank Duschpflaster und einer Wundheilungssalbe war das aber gar kein Problem. Von der Narbe ist nur noch ein fast unsichtbarer heller Strich übrig geblieben. Acht Wochen nach der OP konnte ich wieder anfangen zu arbeiten. Und auch mit dem Joggen gab es keine Probleme. Heute ärgere ich mich ein bisschen, dass ich das nicht viel früher gemacht habe.“

 

Vier Fragen an Chefarzt Dr. Theodor Patsalis (57)

Experte_Titanplatte Wie häufig sind eigentlich Fußbeschwerden?

Die Antwort ist schmerzhaft: Fußbeschwerden zählen zu den häufigsten Leiden hierzulande. Zehn Millionen Bürger klagen über quälende Veränderungen der Zehen. Nur einer von zehn Männern, aber zwei von drei Frauen müssen damit rechnen, im Laufe des Lebens Probleme mit den Füßen zu bekommen. Hinter oberflächlichen Hühneraugen und Schwielen verbergen sich – im Fuß verborgen – ganz häufig Fehlstellungen der Zehenknochen

Wodurch kommt es zu dem Ballenzeh?

Der „Hallux valgus“ – oder Ballenzeh – ist das Ergebnis des Teufelskreises aus Überlastung und Gewebeschwäche: der Vorfuß wird breiter, die kleinen Zehen krallen sich ein und der große Zeh wandert nach außen. Irgendwann stoßen die Außenzehen gegen den Schuh. Erst entsteht eine Druckstelle, dann bildet sich ein Überbein. Dabei ist der ,neue‘ Knochen nichts anderes, als die Vorwölbung des abgedrifteten Mittelfußknochens. Hinzukommen Verknorpelungen, die das Abrollen behindern.

Experte_FussmodellWie werden solche Fehlstellungen operiert?

Zunächst wird Anhand des Röntgenbildes die Verformunung genau analysiert, danach ganz individuell die Kombination der Knochenumstellungen, sowie das Angleichen der Weichteile geplant. Um den verschobenen „Großen Zeh“ gelenkerhaltend zu korrigieren, wird der Knochen im Bereich des Mittelfuß durchtrennt, neu ausgerichtet und mit Schrauben wieder vereinigt.

Innovation_TitianplatteWieso haben Sie dann noch eine Platte entwickelt?

Dank dieser Platte haben wir jetzt die Möglichkeit, den Knochen von innen so stabil schienen zu können, dass die Patienten den Fuß nicht mehr durch Krücken entlasten müssen. Dank der Verwendung einer medizinischem Titanlegierung wird die Platte vom Körper nicht als „Fremdmaterial“ behandelt und kann nach dem Eingriff im Fuß verbleiben.

 Selbsthilfe „Bleiben Sie gut zu Fuß“

Die Wahrheit: Obwohl Fußschmerzen zu den häufigsten Leiden zählen, wurden sie viele Jahre nicht richtig ernst genommen. Lange Zeit haben sich Chirurgen und Orthopäden lieber um Wirbelsäule, Hüfte oder Knie gekümmert.

Arztgespraech_TitanplatteHoffnung: Inzwischen haben immer mehr Ärzte ihr Herz für das vernachlässigte Körperteil entdeckt. Denn Erkrankungen des Fußes sind mit dem hohen Leidensdruck der Unbeweglichkeit verbunden. In den letzten Jahren wurde wissenschaftliche Gesellschaften gegründet, um die Mitglieder fortlaufend weiterzubilden. Und auch wir können vieles tun, damit unser Fuß erst gar keine Beschwerden verursacht.

Der richtiger Auftritt: Die einfachste Form der Vorbeugung ist barfuß laufen – am besten auf Gras oder Sand. Außerdem helfen folgende Übungen: Gehen Sie abwechselnd auf der Fußspitze und der Ferse umher; heben Sie mit den Zehen ein Tuch vom Boden auf; stellen Sie sich auf die Zehenspitzen, lassen die Ferse in beide Richtungen kreisen – danach auf die Ferse stellen und die Fußspitze kreisen lassen.

Selbsthilfe_Narbenpflege2Locker bleiben: eine Fußmassage löst nicht nur Verspannungen und verbessert die Durchblutung – sie trägt auch allgemein zum Wohlbefinden bei. Dazu mit den Händen Zehen und Ballen durchkneten – ohne das es wehtut. Alternativ: Einen Igelball unterm Fuß hin- und herrollen lassen.

Gefährlich schön: High Heels machen zwar ein schönes Bein, doch über Stunden wird hier zu viel Körpergewicht auf den Ballen gepresst – die Wadenmuskelatur verkürzt sich und dem Kniegelenk droht Verschleiß. Deshalb nur feindosiert einsetzen.

Vormittags nie: Kaufen Sie Schuhe nachmittags, denn dann sind Ihre Füße dicker als morgens. Der große Fußzeh darf vorne nicht anstoßen, sondern sollte einen Zentimeter Platz haben. Achten Sie auf eine elastische Sohle, damit der Fuß richtig abrollt.

Wasser heilt: Bäder helfen Ihren Füßen, gepflegt zu bleiben. Bei geschwollenen Füßen geben Sie 2 EL reines Meersalz in lauwarmes Wasser (hilft zu entwässern & macht die Haut weich). Bei Schwitzefüßen besorgen Sie sich aus der Apotheke 500 Gramm Eichenrinde, kochen diese in vier Litern Wasser 20 Minuten aus.

 Wunderwerk Fuß

Frueherkennung_FussmodellKein anderes Körperteil beanspruchen wir so sehr wie unsere Füße. Sie tragen uns nicht nur 120000 Kilometer durchs Leben, sondern federn bei jedem Schritt und Sprung ein Mehrfaches des Körpergewichts ab. Durch unseren aufrechten Gang trägt gerade der Fuß schwer an unserem Gewicht. Deshalb hat „Mutter Natur“ ihn auch nicht starr, sondern aus einer Vielzahl kleiner Knöchelchen gebaut – insgesamt 26 Stück verbunden über 27 Gelenke, sowie 107 Bänder und Sehnen bilden ein natürliches Trampolin, das Belastungen von über 1000 Tonnen pro Tag abfedert. Der Große Zeh teilt sich in zwei kurze Röhrenknochen, die übrigen Zehen haben jeweils drei Zehenknochen!

 

Kurz-Check „Hallux Valgus“

  • Sind Ihre Schuhe vor allem am Ballen oder am kleinen Zeh ausgebeult?
  • Reagiert Ihr Fuß auf Druck oder enge Schuhe schmerzhaft?
  • Verzichten Sie, um Probleme mit den Füßen zu vermeiden, auf Spaziergänge oder Tanzen?
  • Haben Sie bereits beim Aufstehen Schmerzen im Fuß?
  • Leiden Sie nach längeren Spaziergängen unter Schmerzen im Fuß?

Frueherkennung_HalluxValgusAuswertung: In Deutschland klagen über zehn Millionen Menschen unter schmerzhafte Veränderungen am Fuß – und mit jedem Ja steigt Ihr Risiko, dass Sie dazugehören. Gehen Sie bei anhaltenden Fußbeschwerden möglichst bald zum Orthopäden (ruhig mit diesem Test) und besprechen Sie mit ihm, was man tun kann.

 

Klinik_SanktJosefKlinikkontakt: Krankenhaus Sankt Josef, Bergstraße 6 – 12, 42105 Wuppertal, Tel. 0202/485-0, www.krankenhaus-st-josef-wuppertal.de

4 thoughts on “Einen Tag nach meiner Fuß-Op konnte ich wieder herumlaufen

  1. Ich erwäge mir nach meiner OP orthopädische Schuhe fertigen zu lassen. Hinsichtlich des Hallux Valgus kann dies sicherlich zielführend sein. Ich will präventiv das gleiche Symptom am anderen Fuß vermeiden. Vielen Dank für den Beitrag.

  2. Der Hallux meiner Frau bereitet ihr mittlerweile starke Schmerzen. Nun soll er auch operiert werden. Es ist interessant zu lesen, wie es anderen Menschen damit geht und wie der gesamte Verlauf ist. Dass Frau Seydel schon nach so kurzer Zeit das Krankenhaus verlassen konnte, gibt mir viel Hoffnung.

  3. Danke für deinen Beitrag.
    Sehr interessant waren auch die Fragen an Dr. Patsalis und seine fachlichen Antworten.
    Die einfachen Tipps wie erst an nachmittags Schuhe kaufen waren mir nicht bewusst und ich werde darauf achten.

  4. Vor drei Wochen habe ich mir den Hallux auch am rechten Fuß operieren lassen.
    Am 01.08.2022 hatte ich schon meine 1. Hallux-OP am linken Fuß und es wurde auch (jeweils) eine Platte eingesetzt. Schon bevor die 6 Wochen vergangen waren, konnte ich mit dem Spezialschuh (den, für die Zeit nach der OP) ganz prima laufen.
    Für die Zeit danach dann, bekam ich vom Arzt den Rat mir Schnürschuhe mit einer
    H-Weite zu kaufen. Möglichst Schnürschuhe, um die Weite des Vorderfußes individuell einstellen zu können.
    Obwohl ich als Frau die Größe 40/41 habe und dazu nun auch noch die H-Weite meiner
    schuhe, sehen diese keineswegs klobig aus und schon gar nicht wie „orthopädische Schuhe“! Im Gegenteil, sie sehen total „normal“ aus und modern.
    Also bitte, erst einmal in einem ganz normalen Schuhgeschäft, nach der H-Weite fragen – und sich dann freuen. Viel Spaß beim Laufen ohne Schmerzen und in schönen Schuhen.

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About André Berger

Geboren in Hamburg. 1986-1990 freier Reporter. 1991 Redakteur Heinrich Bauer Verlag. Seit 1992 freier Medizinreporter Meine Arzt- & Patienten-Reportagen (Text & Fotos) erscheinen regelmäßig in den großen, wöchentlichen Publikums- und Frauenzeitschriften des Burda-Verlags, der Funke-Gruppe und des Bauer Verlages