Entdeckung. „Eigentlich dachte ich, ich könnte alles schaffen. Aber im Mai vor zwei Jahren, als ich frischgeduscht vorm Spiegel stand und am Hinterkopf diese Stelle entdeckte, da war erstmal alle Sicherheit dahin. Während meine Fingerkuppen wieder und wieder über diese kahle Haut am Hinterkopf tasteten, machte sich ein schreckliches Gefühl von völliger Hilflosigkeit breit.“
Ziele. Dabei ist Alisa Heinrich (28) bestimmt nicht so leicht zu schrecken. Die angehende Galvanotechnikerin aus der Nähe von Stuttgart weiß ziemlich genau, wo es im Leben längs geht und was sie erreichen möchte. Dazu zählt nicht nur, dass sie dank Ernährungsumstellung und Sport in den vergangenen acht Jahren dutzende Kilos verloren hat. Dazu gehört auch ihr ungewöhnlicher Erfolg im traditionellen Männerberuf, der mit Früh-, Spät- und Nachtschicht einiges an Kraft abverlangt. Und dazu gehört der Wunsch, später mal in die USA auszuwandern.
Ungewissheit. „In diesem Augenblick wollte ich allerdings nur noch zu meiner Mutter. Doch auch die erschrak fürchterlich über die handtellerförmige, kahle Stelle, die sich auftat, wenn man mein langes, dichtes Haar beiseite zog. Als wir zu spekulieren anfingen, ob das Krebs sei, kam zum Glück meine Schwester, die als Krankenschwester arbeitet. Mit dem Begriff ,kreisrunder Haarausfall’ stoppte sie die eskalierende Panik.“
Information. Im Internet googelten die Schwestern dann mehr über die unheimliche Krankheit zusammen. Natürlich war Alisa erleichtert, als sie las, dass ,Alopecia areata’ keine lebensbedrohliche Erkrankung ist.
Bedeutung. „Andererseits schockierte mich, dass manche Krankheitsverläufe bis hin zur totalen Haarlosigkeit führen können – inklusive Wimpern und Augenbrauen. Und das mir, die seit dem elften Lebensjahr permanent Haarlänge und –farbe verändert. Meine Frisur ist Teil meiner Sprache. Den Verlust jeder Strähne empfand ich, als würde mir in die Zunge geschnitten.“
Immundefekt. Bereits am folgenden Montagmorgen saß die junge Frau im Sprechzimmer ihres Hausarztes. Ihm reichte ein Blick, um die Verdachtsdiagnose „Alopecia areata“ zu bestätigten. Und er fasste kurz zusammen, was Alisa bereits bei ihrer Recherche im Netz gelesen hatte: dass man nicht genau weiß, warum das Immunsystem – genauer körpereigene T-Zellen – die Haarwurzeln angreifen; dass ein Auslöser Stress sein kann und dass es schulmedizinisch keine ursächlich heilende Therapie gibt.
Überweisung. „Um andere Krankheiten auszuschließen, bekam ich eine Überweisung zum Nephrologen und zum Dermatologen. Da die Nierenwerte top waren, übernahm der Hautarzt die Therapie. Ich erhielt eine Salbe mit Kortison.“
Verschlechterung. Doch das Medikament, das einen Botenstoff enthält, welches das Immunsystem beruhigen soll, zeigte bei Alisa Heinrich keine Wirkung. Im Gegenteil: Innerhalb von vier Wochen tauchte am Hinterkopf die zweite Stelle auf. Und auch oben auf dem Kopf fielen nun vermehrt Haare aus. „Zum Glück fiel damals meiner Schwester eine Zeitschrift mit einem Artikel über Alopezia areata und Ayurveda in die Hände. Noch am selben Tag rief ich im erwähnten Institut Kaya-Veda in Augsburg an.“
Tradition Dort erklärt ihr in der Erstberatung die indischstämmige Leiterin Balvinder Sidhu (48): „Im Ayurveda ist die Einheit von Körper, Seele und Geist für die Gesundheit von großer Bedeutung. Zur Harmonisierung wird nach Pulsdiagnose entsprechend des so genannten Dosha-Typs individuell eine spezielle Haar-Kur für sie angepasst.“
Hintergrund. In Indien wird das traditionsreiche, über 4000 Jahre alte Heilverfahren immer noch neben der modernen Schulmedizin gelehrt und erfolgreich praktiziert. Ziel des Ayurveda – zu Deutsch ,Wissen vom Leben‘ – ist es, die drei Grundenergien Vata, Pitta und Kapha ins Gleichgewicht zu bringen.
Entgiftung. „Die bekannteste Methode dafür ist das so genannte ,Panchakarma’, eine systematische Entgiftungskur,“ erklärt die Therapeutin. „In Indien dauert die Kur mit den berühmten Elementen wie Synchronmassage und Stirnguss mindestens zwei, besser noch drei oder gar vier Wochen. Doch es gibt auch die Möglichkeit der Entschlackung zu Hause. Dazu stelle ich Ihnen Kurmittel zusammen, mit denen Sie Ihren Körper von angesammelten Gifte über die Haut, den Mund und die Verdauungsorgane entlasten können.“
Heimkur. Für die Entgiftung besorgte sich Alisa Heinrich z.B. Sesamöl zum morgendlichen Ölziehen. Dazu wird etwa ein Esslöffel voll zehn bis 20 Minuten langsam im Mund hin und her bewegt und zwischen den Zähnen durchgezogen. Das Öl wird anschließend ausgespuckt, der Mund mit Wasser ausgespült.
Reinigung. „Außerdem bekam ich ein besonderes Hautöl, mit dem ich vor dem Duschen mit Hilfe eines Massagehandschuhs aus Rohseide meine Haut reinigte“, berichtet die Frau. „Spezielle Kräuter-Tees und Kräuter-Müsli sorgten dann für die innere Reinigung.“
Haarkräftigung. Auch für die Haare direkt stellt die indisch stämmige Ayurveda-Therapeutin Balvinder Sidhu, die bereits in frühester Kindheit mit der traditionellen Medizin in Kontakt kam, der Klientin etwas zusammen. Auf der Liste stehen u.a. Kombinationen verschiedener, indischen Kräuter-Produkten (wie Triphall und Amla), die den Körper entgiften und „abgeschalteten“ Haarwurzeln zum Wachstum stimulieren sollen.
Fördern. „Mit der Spezial-Paste mit Mandelkleie wird einmal täglich die verschlossene Kopfhaut geöffnet“, erklärt die Expertin, die seit über 25 Jahren in Augsburg beachtliche Erfolge bei der Behandlung von Haarausfall erzielt. „Das Tonikum – entweder als Spray, Shampoo oder Öl täglich verwendet – fördert mit der Kraft der Frucht Amela und 39 anderen, indischen Kräutern die Durchblutung und den Haarwuchs“.
Kontrolle. Alisa Heinrich lässt Anwendung und Erfolg regelmäßig im Institut dokumentieren und kontrollieren. Die einzelnen Therapieschritte erfolgen mit der normalen Körperpflege zu Hause. Dort führt die Betroffene auch Tagebuch, in dem sie den Krankheitsverlauf dokumentiert
Ungeduld: „Anfangs war ich ein wenig skeptisch“, gibt Alisa zu. „Dann erlebte ich ein kleines Wunder: Schon beim ersten Kontrolltermin nach sechs Wochen begann ein weicher Flaum zu sprießen. Nach zwei Monaten war an den kahlen Stellen das Haar komplett nachgewachsen. Nach gut einem Jahr ohne Rückfall bin ich mir sicher, dass ich dank Ayurveda den Haarausfall erfolgreich überwunden habe.“
„Alopecia areata“ – eine bis heute mysteriöse Erkrankung.
„Alopecia areata“ ist eine der rätselhaftesten Krankheiten des Menschen. Sie tritt bei völliger Gesundheit auf, beginnt oft kreisförmig und kann im Verlauf die gesamte Körperbehaarung erfassen. Bei jedem fünften Betroffenen kommt es zur vollständigen Glatzenbildung („totalis“). Rund eine Million Deutsche leiden darunter.
Fakt ist: Obwohl die Krankheit seit über 2500 Jahren bekannt ist, weiß die Schulmedizin bis heute kaum etwas darüber. Man vermutet eine Störung im Immunsystem. Diese sorgt dafür, dass die Haarwurzeln von T-Zellen angegriffen werden und das Wachstum der Keratinzellen dann vorübergehend oder gar für immer zum Erliegen kommt.
Wichtigstes Gegenmittel ist schulmedizinisch – neben Kortsion –die Reizung der Kopfhaut mit den unterschiedlichsten Mitteln bis hin zu DCP (Diphenylcyclopropenon). Letzteres provoziert eine allergische Reaktion mit Rötung, Schuppung und Juckreiz. Die Erfolgsrate des Heilversuchs, der oft von den Patienten selbst bezahlt werden muss (ca. 1200 Euro), liegt gerade mal zwischen 30 und 40 Prozent.
Drei Fragen an die Haar-Expertin Balvinder Sidhu (48)
Was verbirgt sich hinter Ayurveda?
Vor über 4000 Jahren entwickelte sich das ganzheitliche Heilverfahren Ayurveda. Diese Medizin wird in Indien nach wie vor gelehrt und praktiziert. Die Lehre geht von drei Grundenergien (Doschas) aus. Ziel des Ayurveda – zu Deutsch ,Wissen vom Leben‘ – ist es, das Gleichgewicht der Lebensenergie wieder herzustellen.
Was hat das mit den Haaren zu tun?
Häufig zeigen sich allgemeine, gesundheitliche Störungen zuerst an Haut, Haar oder Nägeln. Im Ayurveda besteht jeder Mensch besteht aus Vata, Pitta und Kapha. Wohl und gesund fühlen wir uns nur, wenn diese drei Kräfte im Einklang sind. Zur Korrektur werden in der tradtionellen indischen Medizin dann vielfältige Kräuterpräparate eingesetzt.
Wie lang dauert die Therapie und was kostet sie?
Die Dauer ist bei jedem Menschen unterschiedlich , beginnt aber meist mit drei Monaten und kann bei totalem Haarverlust auch über ein Jahre dauern. Die individuellen Produkte kosten rund 150 Euro pro Monat. Die Gesamtkosten (ca. 1500 Euro) der Behandlung werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Manchmal gibt es nach Abschluss aber einen Zuschuss.
Info Balvinder Sidhu: Balvinder Sidhu (48) wurde in Indien geboren. Sie wuchs in einer Sikh-Familie auf, die seit Generationen mit der ayurvedischen Gesundheitslehre eng verwurzelt ist. Ende der 70er Jahre kam sie nach Deutschland und kann mittlerweile auf eine knapp 30jährige, praktischer Erfahrung in der Behandlung von Haarproblemen zurückblicken. Ihr Erfolgsgeheimnis ist der ayurvedische Ansatz. Darüber hat sie bereits mehrere Bücher veröffentlicht
Info Haarwachstum
Das schlauchartige Gebilde, in dem das Haar entsteht, heißt Follikel. Aus der Haut ragt nur das „tote“ Haar heraus, das am Folikelgrund – in der „Zwiebel“ – entsteht. Tatsächlich funktioniert die Haarzwiebel wie eine kleine, körpereigene Backstube, in der die Bestandteile zusammengesetzt werden. Ein paare Haare täglich in Bürste oder Kamm sind völlig normal. Doch jeder dritte Mann und jede zehnte Frau verlieren mehr als hundert Haare pro Tag. Und genau ab dann spricht man vom Haarausfall.
Warum zum Arzt? Haarausfall ist oft keine eigene Krankheit, sondern Symptom für eine andere Störung. Neben „harmloseren“ Belastungen wie hormonelle Veränderungen oder erbliche Veranlagung können auch körperliche oder seelische Belastungen, 60 verschiedene Hautkrankheiten, Entzündungen, Vergiftungen, Mangelerscheinungen, Störungen des Immunsystem und sogar Krebs dahinterstecken.
Kurztest – Wie gestresst ist mein Haar?
- Trinken Sie regelmäßig Alkohol, Kaffee oder schwarzen Tee?
- Sind Sie beruflich oder privat großem Stress ausgesetzt?
- Essen Sie weniger als einmal pro Tag erntefrisches Obst und Gemüse?
- Rauchen Sie, oder sind Sie als Nichtraucherin häufig Zigarettenrauch ausgesetzt?
- Machen Sie regelmäßig Diäten, bzw. verzichten Sie auf gewisse Lebensmittel (z.B. Fleisch oder Fisch)?
Auswertung: Schon bei einer Ja-Antwort sollten Sie leider nicht unbedingt davon ausgehen, dass Sie ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt sind.
Die wichtigsten Info-Adressen
Kontakt: Institut Kaya Veda, Fröhlichstraße 8, 86150 Augsburg, Telefon: 0821- 567 45 00, Internet: www.kaya-veda.de
Danke für den Ihren Post! Sehr schön Blog.