Endlich ohne Antibiotika – jetzt schützen mich Senföle vor der Sommergrippe

Zeitgleich. „Die Eisen des Lebens zu schmieden, so lange sie heiß sind“ kostete Johanna Wollenhaupt (36) in den letzten Monaten verdammt viel Kraft. „Plötzlich bist du dreißig. Willst im Beruf etwas erreichen. Gleichzeitig für die Familie und die Kinder da sein. Und am Besten auch noch ein Haus bauen, weil jetzt die Zeit dafür ist.“

Enggetaktet. Zeit für sich, geschweige denn Zeit für das Auskurieren der typischerweise im Frühling und Sommer auftretenden Infekte, den lästigen Druck über den Augen und die dauernd verstopfte Nase, das blieb im enggetakteten Tagesplan der Kundenbetreuerin auf der Strecke. „Wie lange ich an der Sommergrippe leide, weiß ich gar nicht mehr. Woran in mich aber erinnere: da ich keine Medikamente nehmen durfte, war bereits meine erste Schwangerschaft vor acht Jahren von Nasennebenhöhlen-Infekten schmerzhaft überschattet.“

Superinfektion. Dann, nach der zweiten Schwangerschaft, reagiert Johanna Wollenhaupt allergisch auf Gräser und Roggen-Pollen. „Es wurde schwer zu unterscheiden: ist es schon wieder eine Erkältung oder einfach mein Heuschnupfen? Mindestens ein- bis zweimal pro Jahr bekam ich Antibiotika – immer dann, wenn sich die anfangs harmlose Sommergrippe zur bakterielle Superinfektion entwickelt hatte.“

Kraftlos. Was Johanna Wollenhaupt erst nach und nach realisierte: auf Dauer kosteten sie sowohl die vier bis fünf Infekte übers Jahr als auch die wiederkehrenden Antibiose-Behandlungen kostbare Energie. „Im März dieses Jahres merkte ich, wie mir bei der ersten Sommergrippe des Jahres regelrecht die Puste ausging. Auf einer Feier sprach ich unseren Freund, Christoph-Daniel Hohmann an. Wir vereinbarten  einen Termin in der Praxis.“

Unterbewertet. „Seit Jahren beobachte ich, dass immer mehr Menschen Infektionen der oberen Atemwege eher als Befindlichkeitsproblem, denn als Krankheit bewerten“, erkärt der 40jährige angehende Allgemeinarzt mit Schwerpunkt Naturheilkunde. „Statt sich drei bis fünf Tage Zeit zu nehmen und zu Hause im Bett zu bleiben, versuchen heutzutage immer mehr Menschen, sich für Beruf und Alltag fit zu schlucken!“

Problematisch. Leider ist die Selbstverordnung von überwiegend fiebersenkenden, schmerzlindernden Säften, Kapseln und Tabletten nicht unproblematisch: Bakterien können – wie bei Johanna Wollenhaupt – durchs Verschleppen auf den Virusinfekt aufspringen. Das verstärkt nicht nur die Leiden, sondern macht Antibiotika notwendig.

Rückfällig. „Letztere hemmen grundsätzlich alle Bakterien – auch die günstigen im Darm“, warnt Hohmann, der vor seiner Arztausbildung als Heilpraktiker tätig war. „Das körpereigene Immunsystem wird belastet. Und das befördert wiederum den nächsten Atemwegsinfekt. Einen solchen Verlauf beschreiben wir Ärzte als chronisch rezidivierend – als regelmäßig rückfällig.“

Phytotherapie. In seiner praktischen ärztlichen Arbeit hat  Christoph-Daniel Hohmann oft beobachtet, dass solche Erkältungen, die zwischendurch zwar mal besser werden, aber doch regelmäßig wiederkehren, sich ganzheitlich per Naturheilkunde erstaunlich gut in den Griff bekommen lassen. „Wenn ich komplizierte Verläufe – wie zum Beispiel eine chronische Lungenerkrankung – ausschließen kann, setze ich gerne gegen Schnupfen-Erreger auf phytotherapeutische Pflanzenstoffe, wie die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich“, so der Arzt.

Entsorgung. Das Besondere an den hochwirksamen Pflanzensubstanzen (enthalten z.B. in Angocin): Das Gemisch aus Senfölen, mit denen sich die jeweiligen Pflanzen vor ihren Fressfeinden schützen, kann vom Menschen im Darm nicht verstoffwechselt werden. Deshalb wird es direkt über die Schleimhäute insbesondere der Atemwege aus dem Körper abtransportiert.

Selbstreinigung. „Das ist der Angriffsort, wo sich bei der Sommergrippe die Erreger tummeln“, veranschaulicht der Naturheilkundler. „So wirken die Senföle gezielt lokal – und ein bedeutender Vorteil gegenüber Antibiotika ist: die Pflanzenstoffe wirken gegen Viren und Bakterien gleichermaßen. Dazu kommt, dass Senföle die Durchblutung der Schleimhäute ankurbeln, so die Selbstreinigung der Atemwege fördern.“

Aufsteigend. Als Sofortmaßnahme in der Praxis lässt Christoph-Daniel Hohmann Johanna gleich gegen den festsitzenden Schleim inhalieren – mit jeweils einen Teelöffel getrocknetem Thymiankraut und Kochsalz als Zugabe. „Es gibt übrigens keine Medaille für das heißeste Inhalieren. Es reicht völlig, wenn aus dem Wasser Dampf aufsteigt“, erklärt er ihr das bewährte Hausmittel. „Ruhig und entspannt zehn bis 15 Minuten in der Dampfwolke ein- und ausatmen – drei bis fünf mal am Tag – genügt.“

Stramm. Zweite Sofortmaßnahme ist die Infusion mit hochdosiertem Vitamin C und Zink. „Nach dem Nährstoff-Doping fühlte ich mich spürbar besser,“ berichtet Johanna Wollenhaupt. „Trotzdem schrieb mich der Arzt eine Woche krank. ,Um mir die Zeit  zu nehmen, mich mal richtig zu erholen’. Brav folgte ich dem ärztlichen Rat, besorgte mir in der Apotheke das Angocin-Senfölgemisch, legte mich zu Hause stramm ins Bett. Und stand nur auf, um regelmäßig zu inhalieren oder mir aus 20 Gramm Ingwerwurzel, 150 ml Holunderbeerensaft, dem Saft einer halben Zitrone und einem Esslöffel Honig mit heißem Wasser einen Becher Anti-Erkältungsdrink zu mixen.“

Spürbar. Der Erfolg des Mixes aus Ruhe, regelmäßigen Inhalationen und Phytotherapie (anfangs fünf mal fünf Senföltabletten am Tag und nach einer Woche drei mal drei) begleitet mit zwei weiteren Vitamin-C-Infusionen zeigte sich am Ende der Woche. „Die Beschwerden wurden spürbar besser. Ich konnte einen ersten, halbstündigen Spaziergang an frischer Luft machen. Und um das Abschwellen der Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen zu erleichtern, zeigte mir mein Arzt wie ich mit kalten Gesichtsgüssen am Morgen einen gezielten Reiz für die bessere Durchblutung setzen kann“.

Bilanz. Das Ergebnis liest sich ziemlich unspektakulär, ist aber für Johanna Wollenhaupt sensationell: „Seit März war ich nicht mehr ernstlich krank, brauchte keine Antibiotika mehr. Ich fühle mich fitter und gesünder als vor einem Jahr – und insgesamt geht mir der gesamte Alltag leichter von der Hand!“ 

Sechs Fragen an Christoph-Daniel Hohmann (40), Potsdam, Arzt in Weiterbildung zum Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Naturheilkunde

Wie schütze ich mich am besten vor Erkältungen? Mein Toptipp ist häufiges Händewaschen. Fast jede Erkältung wird von Viren verursacht, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Gefahr besteht sowohl durchs Anniesen als auch durchs Händeschütteln oder Anfassen von Türklinken.

Und wie sieht es mit der täglichen Ernährung aus? Da ist zu allererst ausreichend trinken zu nennen. Genug Flüssigkeit ist der beste Schutz für die Schleimhaut von Nase und Lunge. Wer zwei Liter am Tag trinkt, verhindert ihr Austrocknen und das Einnisten von Viren – gerade im Sommer. Außerdem empfehle ich Haferflocken. Die Flocken sind sehr reich an Vitaminen der B-Gruppe, wie Vitamin B1, B2, B6 und Biotin. Das macht nicht nur Haare und Nägel schön, sondern stabilisiert die Schleimhäute.

Stimmt es, dass ich mich durch Sport ebenfalls schützen kann? Halten Sie sich viel an frischer Luft auf und gehen Sie regelmäßig spazieren oder gemütlich joggen. Die Atemwege werden so stärker durchblutet. Regelmäßiger Ausdauersport verringert nachgewiesener Maßen die Infektanfälligkeit.

Gibt es außer Scharfstoffen in Meerrettich und Kapuzinerkresse noch weitere, innere pflanzliche Heilmittel? Natürlich. So kann zum Beispiel bei schleimigem Husten Andornkraut (Marrubium vulgare) in Form von Tropfen eingenommen werden. Die Heilpflanze verflüssigt zähen Schleim, der dann leichter abtransportiert und abgehustet werden kann. Eine andere bewährte Heilpflanze bei Husten ist der Thymian, der desinfizierend und beruhigend auf die Bronchien wirkt. 

Worauf sollte ich im Akutfall achten? Sehen Sie Fieber als ihren Verbündeten an, nicht als ihren Gegner. Mit Fieber bekämpft der Körper die Krankheitserreger. Lindernd wirkt ein Vollbald mit einer Wassertemperatur von ein bis zwei Grad unter der aktuellen Körpertemperatur. Das reicht, um das Fieber mild abzusenken. Zudem werden die Atemwege befeuchtet. 

Haben Sie noch einen Tipp gegen den Husten? Dampf-Inhalationsbäder mit Salz regelmäßig zwei bis drei Tage drei- bis fünf mal am Tag. Auf reizende Kamille würde ich verzichten. Ich bevorzuge  Thymian oder Eukalyptusöl (Erkältungssalbe). Beide regen die Selbsteinigung der Atemwege an und pflegen sie.

Grippe oder grippaler Infekt – so erkennen Sie den Unterschied

Sobald die Kollegin im Nebenzimmer hustet und der Chef Schal statt Krawatte trägt, ist es wieder soweit: Die „Grippe“ geht um. Im Alltag wird zwischen Erkältung und der richtigen Grippe kaum unterschieden. Dabei werden die Erkrankungen von ganz unterschiedlichen Erregern ausgelöst.

„Die richtige Grippe wird von Influenzaviren hervorgerufen“, so Christoph-Daniel Hohmann. „Ihre Beschwerden sind sehr viel dramatischer als beim grippalen Infekt. Typisch ist ein hochakuter Beginn mit plötzlichen Kopf- und Gliederschmerzen, hohem Fieber und extrem heftigem Krankheitsgefühl.“ Hinzu kommen starker Husten und andere Beschwerden. 

Laboruntersuchungen der Uni Gießen haben in diesem Zusammenhang nachgewiesen, dass Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich sogar die Vermehrung des Influenzavirus H1N1 in menschlichen Lungenzellkulturen um nahezu hundertprozentig hemmen. Neben den Influenzaviren als Verursacher der echten Virusgrippe konnte auch eine Wirksamkeit gegenüber anderen Viren, welche Erkältungskrankheiten auslösen, nachgewiesen werden. 

Der Naturheilkundler weiter: „Typisch für die Viruserkältung ist eine Entwicklung der Krankheit über Tage. Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Halsschmerzen, mäßige Glieder- und Kopfschmerzen, selten Fieber und Schüttelfrost Für eine Erkältung kommen ungefähr 200 unterschiedliche Virusarten als Auslöser in Frage. Rhino-, Adeno- oder Coronaviren sorgen während des ganzen Jahres dafür, dass es Erkältungen gibt. Normalerweise klingen sie nach einigen Tagen wieder ab.“

Zusammengefasst ergibt sich die einfache Faustregel: Der grippale Infekt kommt langsam und geht schnell. Die echte Grippe kommt schnell und geht langsam.

Steckbrief Kapuzinerkresse

Bis ins 13. Jahrhundert hinein waren Mönche fast 500 Jahre lang verantwortlich für die medizinische Versorgung Europas. In den Klöstern sammelten sie das Wissen der alten Zeit. Kein Wunder, dass der Volksmund der Gartenpflanze mit gesunder Wirkung wegen der Ähnlichkeit der Blüten mit Mützen der Kapuzinermönche den Namen „Kapuzinerkresse“ gab. 

Wo kommt sie her?Ursprünglich stammt die Kapuzinerkresse aus Peru. Von dort gelangte sie um 1600 zu uns. 2013 wurde sie zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.

Woran erkenne ich Sie?Das Kletterkraut hat ungeteilte, schirmförmige Blätter und wächst bis zu 30 Zentimeter hoch. Die strahlend orangefarbenen und roten Blüten werden in der Küche gerne als Speise-Garnitur verwendet.

Was ist drin? Aufgrund der in der Pflanze enthaltenen Senföle werden Viren sowie Bakterien bekämpft; die Pflanzenstoffe wirken zusätzlich antientzündlich; außerdem werden Bakteriengifte inaktiviert; drittens werden allgemein die körpereigenen Abwehrkräfte stimuliert.

Wann hilft es?Die Pflanze wird – vor allem in Kombi mit dem ebenfalls Senföle enthaltenden Meerrettich – bei Harn und Atemwegsinfekte eingesetzt.

Steckbrief Meerrettich

Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Dabei hat der Deutsche Name nichts mit „Meer“ zu tun. Vielmehr wurde Meerrettich früher wohl gerne an Pferde verfüttert. Daher leitet sich der Begriff Meerrettich von dem alten deutschen Wort „Mähre“ ab.

Wo kommt er her?Seine Heimat liegt in Ost- und Südeuropa. In den Steppen des östlichen Russlands und der Ukraine wächst noch die Wildform dieser Pflanze. In Deutschland wird die seit dem 12. Jahrhundert bekannte Pflanze nur noch wenig angepflanzt. Eines der Hauptanbaugebiete ist Baden.

Woran erkenne ich ihn?Meerrettich ist eine bis zu 1,20 Metern hoch wachsende Staude. Die Wurzel wird 60 cm lang und vier bis sechs cm dick. Meerrettich ist ein frostfestes Gemüse und wird von Ende September bis April frisch im Handel angeboten. Die Hauptsaison beginnt Ende Oktober bis Anfang November.

Was ist drin?Meerrettich enthält besonders viel Vitamin C, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Darüber hinaus ätherische Öle wie Senföle, die antibiotisch, antiviral und antientzündlich wirken.

Info Antibiotika

Wenn sich während einer viral bedingten Erkältung eine bakterielle Superinfektion „oben auf“ setzt, kommen meist chemisch-synthetische Antibiotika zum Einsatz. Jeder vierte Patient bekommt mindestens einmal pro Jahr Antibiotika verordnet – 2009 waren das mehr als 18 Millionen Deutsche. Doch mit jeder Einnahme steigt die Gefahr der Entwicklung resistenter Keime in unserem Körper. Die einstige Wunderwaffe gegen Bakterien verliert ihre Wirkung.

Hintergrund. Ursache ist unter anderem die Bildung unerwünschter „bakterieller Biofilme.“ Mit diesem Schutzschild wehren sich Bakterien, gegen antimikrobielle Substanzen. Chemisch-synthetische Antibiotika werden bei Infektionen unwirksam, die durch solche Biofilm-bildende Bakterien ausgelöst werden.

Alternative. Wissenschaftler der Uni Heidelberg haben jetzt bestätigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe wie die Senföle gegen solche bakteriellen Abwehrstrategien „gewappnet“ sind. Die Schwefelverbindungen aus Kapuzinerkresse und Meerrettich unterbinden die Bildung der Biofilme und umgehen die Resistenzmechanismen der Erreger. Ein weiterer Vorteil der Senföle: Resistenzentwicklungen der Bakterien gegen die Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wurden bisher selbst nach Langzeittherapie nicht beobachtet. Und aufgrund des vielfältigen Wirkmecha­nis­mus dieser Pflanzenstoffe wird bei den Bakterien die Entwick­lung möglicher Resistenzmechanismen gegen die Senföle deutlich erschwert. 

Verstärkung. Dass die Senföle neben der Eliminierung der Krankheitserreger auch die entzündliche Reaktion bekämpfen, ist von besonderer Relevanz. Denn der Entzündungsprozess ist bei Infektionserkrankungen wie zum Beispiel Erkältungskrankheiten primär für die schmerzhaften Beschwerden verantwortlich. Die in Kapuzinerkresse und Meerrettich enthaltenen drei verschiedenen Senföle greifen nach dem sogenannten „Multi-Target-Wirk­prin­zip“ an verschiedenen Punkten im Krankheitsgeschehen an und verstärken sich sogar gegenseitig in ihrer Wirkung. Das vielfältige Wirkungsprofil der beiden Arzneipflanzen erklärt ihren erfolgreichen nebenwirkungsarmen Einsatz bei Erkältungskrankheiten.

Weitere Infosunter www.pflanzliche-antibiotika.de

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About André Berger

Geboren in Hamburg. 1986-1990 freier Reporter. 1991 Redakteur Heinrich Bauer Verlag. Seit 1992 freier Medizinreporter Meine Arzt- & Patienten-Reportagen (Text & Fotos) erscheinen regelmäßig in den großen, wöchentlichen Publikums- und Frauenzeitschriften des Burda-Verlags, der Funke-Gruppe und des Bauer Verlages