
Dejavu. Auf den Monat 35 Jahre liegen zwischen dem ersten Aufenthalt von Sibylle Strohmer und ihrem aktuellen. Und wieder riecht es nach frischer Farbe im Klinikum Bamberg. Die 56jährige Familienpflegehelferin aus dem nahegelegenen Pettstadt ist eine der ersten Patientinnen, die in der neueröffneten Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde gleich im Erdgeschoss des Klinikums der Maximalversorgung (über 1000 Betten) stationär aufgenommen worden ist.

Rückfall. „Eine ambulante Darmspiegelung im Februar hatte bestätigt, was ich bereits seit ein paar Wochen gespürt hatte: Nach vier Jahren Ruhepause war die Entzündung in meinem Darm erneut erwacht. Außerdem gab es eine Verengung. Wiedereinmal musste ich hochdosiert Kortison nehmen – genau wie im März 1984. Damals war ich das erste Mal mit Bauchschmerzen und Durchfall ins neueröffnete Klinikum am Bruderwald eingeliefert worden“, zieht die gebürtige Oberfränkin die Parallele.

Veränderung. Aber während es vor 35 Jahren darum ging, den Ursachen der quälenden Verdauungsbeschwerden auf die Spur zu kommen, geht es diesmal dem einweisenden Arzt darum, Sibylle Strohmer zusätzlich zur herkömmlichen Therapie mit „Glukokortikoiden“ (Kortisonmittel) eine Perspektive für eine langfristige Besserung zu geben.
Diagnose.„Dass ich niemals wieder richtig gesund werden würde, eröffneten mir die Ärzte etwa eine Woche nach Erstaufnahme vor über 30 Jahren. Nach der Darmspiegelung erhielt ich den Befund ,Morbus Crohn’!“

Hintergrund.Rund 400.000 Menschen leiden hierzulande an chronischen Entzündungen des Verdauungstrakts. Ursache der in Schüben verlaufenden chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist bis heute in weiten Teilen unbekannt. So beschränkt man sich schulmedizinisch auf Symptom-Linderung: häufig mit Glukokortikoiden, die das Immunsystem ausbremsen.
Nebenwirkung. „Meine erste Hochdosis-Infusion mit Kortison bekam ich umgehend nach der schicksalshaften Diagnose 1984“, weiß Sibylle Strohmer. „Nur wenige Wochen später litt ich unter typischen Nebenwirkungen wie Mondgesicht und Pergamenthaut. Das alles nahm ich hin, da auch die Darm-Beschwerden abklangen. Kortison wurde für mich eine Art Teufelszeug – eines, das zum Glück immer half“.

Schub. Vier Wochen später konnte die Frau das Krankenhaus verlassen. Unter ärztlicher Kontrolle setzte sie das Kortison langsam ab. Fünf Jahre ging es gut. Dann kam der nächste Schub – mit Durchfall, Schmerzen und Blut. „Alles, was ich zu mir nahm, schnitt wie ein brennendes Messer in meinen Bauch. Wieder bekam ich Kortison. Doch es reichte nicht. Diesmal musste ein stark entzündetes Stück Dickdarm entfernt werden. Von Bamberg wurde ich in die Uniklinik Heidelberg verlegt. Dort wurde ich operiert. Erst dann klangen die Beschwerden ab. Am Ende war ich von knapp 80 Kilo auf 45 Kilo runter. Und mein Arzt meinte nur: gut, dass Sie was zuzusetzen hatten, sonst wäre es vielleicht anders ausgegangen!“

Entdeckung. In Folge hatte die gelernte Kinderpflegerin erneut Ruhe – 16 Jahre lang. Ende 2005 kehrte „der Crohn“ in voller Wucht zurück. „Unbemerkt hatten sich Abzesse und Fisteln in meinem Bauch gebildet. Mein ganzer Verdauungstrakt stand in Flammen. Wieder musste ich operiert werden. Erneut dauerte es mehrere Wochen, bis ich mich erholt hatte. Während der Genesungszeit fiel mir auf, dass die Schübe stets anlässlich zu besonderen Stress-Situationen aufgetreten waren. Egal ob Hochzeit, Wechsel in Elternzeit oder Fortgang eines Vorgesetzten. Mein Darm rebellierte!“

Änderung. Für die Zukunft nimmt sich Sibylle Strohmer vor, mehr auf sich zu achten und zusätzlich zur medikamentösen Therapie mit Entspannungsübungen, Ernährung und Osteopathie der chronischen Entzündung entgegen zu treten. Nicht immer ist sie erfolgreich. 2015 erleidet sie Schub Nummer vier, wechselt deshalb sogar den Beruf – um durch mehr geregelte Arbeitszeiten Stressbelastungen abzubauen. „Bis Ende 2018 klappte alles ganz gut. Dann wurden mehrere Kollegen in der Familienhilfe krank, und mein Überstundenkonto schnellte in die Höhe. Als ich die Stunden abbauen wollte, gab es Stress. Ich musste sogar den Betriebsrat einschalten!“

Überweisung. Danach spürte sie, wie der Drachen in ihrem Bauch erneut zum Leben erwachte – die Darmspiegelung in Januar 2019 war reine Formalität. Und die anschließende Kortison-Verordnung auch. „Da ich nur so wenig wie nötig nehmen wollte, war ich sehr glücklich, als der Arzt mich jetzt für zwei Wochen in die neue Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde überwies!“

Neues Konzept.„Ergänzend zur Schulmedizin behandeln wir hier klassisch naturheilkundlich,“ klärt sie der neue Chefarzt Professor Dr. Jost Langhorst auf. „Für jeden unseren Patienten stellen wir eine individuelle Kombination aus den zahlreichen naturheilkundlichen Verfahren zusammen, die sich wissenschaftlich bewährt haben. Unser Ziel, nebenwirkungsreichere Medikamente wie Kortison nur dann zu geben, wenn sie wirklich notwendig sind.“

Heilharz. Phytotherapeutisch setzt man bei Sibylle Strohmer zum Beispiel auf ein Myrrhe-Präparat. „Gerade bei chronischen Darmerkrankungen hilft uns die antientzündliche Wirkung der traditionsreichen Heilpflanzen,“ so der „gelernte“ Gastroenterologe Langhorst. „Aktuell wurde Myrrhe in Kombination mit Kamille und Kaffekohle zur Behandlung der zweiten, entzündlichen Darmerkrankung – Colitis ulcerosa – in die Behandlungsleitlinien aufgenommen.“
Faktenlage.Grundlage dafür unter anderem eine Studie der Kliniken Essen-Mitte. Dort hatte man nachgewiesen, dass die Myrrhe-Arznei zum Erhalt der beschwerdefreien Phase vergleichbar wirksam war wie die Therapie mit dem Standardpräparat Mesalazin.

Ganzheitlich.Darüber hinaus kommen bei Sibylle noch viele weitere Naturheilverfahren zum Einsatz wie entkrampfende Bauchauflagen mit Kümmelöl, verschiedene Entspannungsverfahren wie Chi Gong, Ernährungsberatung und Yoga. „Der Erfolg stellte sich bereits nach zehn Tagen überraschend schnell ein. Statt bis zu zwanzig Mal pro Tag gehe ich inzwischen nur noch vier, fünf Mal zur Toilette“, strahlt sie zufrieden. „Das eine Kortison-Präparat konnte ich bereits absetzen. Beim Zweiten hoffe ich, dass hier die Naturheilkunde die weitere Einnahme ebenfalls bald überflüssig macht. Der jetztige Verlauf des Schubes ist sehr ermutigend. Hier in der Klinik habe ich gelernt: Mein Darm schickt mir Signale. Jetzt weiß ich, diese nicht nur richtig zu deuten sondern auch mit welchen sanften Strategien ich gegensteuern kann.“
Vier Fragen an den Experten, Prof. Dr. Jost Langhorst

Wieso setzen gerade Sie als Gastroenterologe und Schulmediziner auf die Naturheilkunde?Auf Dauer ist die Therapie mit synthetischen Medikamente häufig mit relevanten Nebenwirkungen verbunden. Grund ist unter anderem die Darmflora mit ihren rund 100 Billionen Bakterien. 500 verschiedene Arten bilden hier ein empfindliches Gleichgewicht, das durch Medikamente erheblich verändert werden kann.
Gibt es weitere Gefahren für den Darm? Ganz sicher, nicht nur Medikamente, auch ungesunde Ernährung, Umweltgifte, psychische Belastungen wie Stress oder Angst können Einfluß auf den Verlauf der erkrankung nehmen . Neueste Forschung belegt, dass sie auch zur Dysbalance der Darmflora führen können. Die Folgen reichen von Verdauungsstörungen bis hin zu chronischen Darm-Erkrankungen.

Welche phytotherapeutische Alternative können Sie ihren Patienten anbieten?Eine gut verträgliche Ergänzung bei entzündlichen Erkrankungen stellen Kombipräparate mit Myrrhe dar. Die gute Verträglichkeit ermöglicht sowohl die vorbeugende als auch die symptomatische Behandlung.
Wie wirkt die Heilpflanze?Myrrhe wirkt „adstringierend“, das heißt, sie zieht die äußeren Schichten der Schleimhaut zusammen, wirkt wie ein Schutzfilm.Außerdem ist sie entzündungshemmend, kann Darmkrämpfe lindern und die entzündete Darmbarriere stabilisieren. Diese Barrierefunktion der Darmschleimhaut ist wichtig für unsere Darmgesundheit.Sie hat außerdem einen positiven Einfluß auf Kurzkettige Fettsäuren im Darm, die sehr wichtig für das Mikrobiom sind und auchpositiven Einfluß auf das Immunsystem im Darm haben.
Steckbrief Myrrhe – Kraft der Bitterkeit

Egal ob Juden, Moslems oder Christen: Allen alten Religionen war die Myrrhe heilig. Neben dem eng verwandten Weihrauch gehört das Harz zu den ältesten Kostbarkeiten, wird bereits im alten Testament erwähnt. Schon im frühen Mittelalter gelangten Rezepte von Myrrhe-Arzneien aus dem Nahen Osten nach England.
Wo kommt sie her?Man unterscheidet bis zu 200 verschiedene Myrrhearten. Sie wachsen in den östlichen Mittelmeergebieten, Arabien und Ostafrika.
Woran erkenne ich sie? Der Myrrhenbaum ist ein bis zu drei Meter hoch wachsender, dorniger, stark verzweigter Baum mit rosafarbenen kleinen Blüten.
Was ist drin?Das aus dem Myrrhenbaum gewonne, luftgetrocknete Harz wird als Myrrhe bezeichnet und enthält bis zu einem Zehntel ätherische Öle.

Wann hilft es?Zubereitungen aus Myrrhe wirken entzündungshemmend, desodorierend, schmerzstillend, wundheilungsfördernd, lindern Darmkrämpfe und stabilisieren die entzündete Darmbarriere. In der moderen Medizin wird die Heilpflanze bei verschiedenen Darmerkrankungen wie Durchfall, Reizdarmsyndrom oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) eingesetzt.
Welche Gegenanzeigen?Unverdünnte Anwendungen können ein Hautbrennen verursachen.
Steckbrief Glukokortikoide (Kortison)
Kortison ist einer der stärksten Entzündungshemmer, den die Medizin zurzeit kennt. Es ist bei einigen Krankheitsbildern lebensrettend, z.B. beim schweren Asthmaanfall, beim allergischen Schock oder bei Organbeteiligungen rheumatischer oder immunologischer Erkrankungen.
Bei der Behandlung werden Glukokortikoide (Kortison) mit unterschiedlichen Zielen eingesetzt. Dabei ist zu unterscheiden, ob es für eine so genannte akute, kurzdauernde Behandlung oder als längerdauernde Behandlung verwendet wird, als Tablette den ganzen Körper betrifft oder als Spritze, Creme oder Spray nur in einer bestimmten Region des Körpers wirkt.
Bei einer kurzdauernden Gabe z.B. als Einmaldosis ist Kortison selbst in hohen Dosen mit ganz wenigen Ausnahmen weitgehend frei von unerwünschten Nebenwirkungen.
Bei der längerdauernden Therapie hängt das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen entscheidend von der Dosis ab. Bekannt sind: Infektanfälligkeit, Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Akne, Magen-Geschwüre, „Vollmondgesicht“, Pergamenthaut, Osteoporose, Psychische Labilität.
Info: Chronische Darm-Entzündungen

Rund 400.000 Deutsche sind von den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) „Morbus Crohn“ und „Colitis ulcerosa“ betroffen. Häufig erkranken gerade junge Menschen an dchronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die richtige Diagnose erfolgt oft leider erst nach Jahren.
Colitis ulcerosa:Hier ist ausschließlich der Dickdarm betroffen. Blutige Durchfälle sind ein häufiges Symptom, verbunden mit Schmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Fieber und Gewichtsverlust.
Morbus Crohn:Diese Entzündung kann den gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After betreffen. Die wichtigsten Beschwerden sind Schmerzen, Durchfälle (meist ohne Blut), Fieber, Blutarmut und Gewichtsverlust.
Schnelltest: Ist mein Darm entzündlich erkrankt?

1. Fühlen Sie sich ungewöhnlich erschöpft, eventuell leicht fiebrig?
2. Haben Sie Bauchschmerzen, die länger als zwei Wochen anhalten?
3. Leiden Sie unter einer unerklärlichen
Gewichtsabnahme?
4. Weist Ihr Stuhl Spuren von Blut auf?
5. Haben Sie Durchfall, der schon länger als zwei bis drei Wochen besteht?
Auswertung:
Bereits bei einmal „Ja“ sollten Sie zum Arzt. Und jede weitere positive Antwort ist ein Hinweis darauf, dass etwas mit Ihrem Darm nicht in Ordnung ist. Keine Angst – dank moderner Diagnosemethoden und neuer Medikamente ist in vielen Fällen eine gut wirksame Therapie möglich.
Wichtige Infos

Klinikkontakt:Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkudne am Klinikum Bamberg,Chefarzt Professor Dr. Jost Langhorst, Buger Straße 80, 96049 Bamberg, Tel.: 0951/503-11251, www.sozialstiftung-bamberg.de; integrative.medizin@sozialstiftung-bamberg.de
Kosten:Die stationäre Behandlung in der Klinik für Naturheilkunde in Bamberg wird von den Krankenkassen übernommen.
Zur Selbstbehandlung kosten 100 Myrrhe-Dragees circa 12 Euro (Apotheke)

Kostenlose Broschüre:„Aus dem Schatz der Natur – Pflanzliche Hilfe bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn” über chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten mit pflanzlichen Heilmitteln. Kostenlos bei Pflanzliche Darmarznei, Postfach 1107, 65741 Eschborn oder per E-Mail an info@pflanzliche-darmarznei.de
Wichtig: bei der vorgestellten Patienten-Reportage handelt es sich um einen Einzelfall. Der individuelle Behandlungsbericht erhebt nicht Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Bitte beachten Sie, dass meine Artikel in keinem Fall eine Beratung durch den Arzt oder Apotheker ersetzen. Dieser Blog dient allein der medizinjournalistischen Information.