
Ausfall. Seit ihrer Schulzeit fühlte sich Sonja Klein (Name geändert), als hätte sie Kraft für Zwei – jedenfalls bis zum Frühsommer 2018. Dann leuchtete vorm geistigen Auge der Lehrerin sinnbildlich eine Warnleuchte auf: „Es war kurz nach meinem 45sten Geburtstag, mitten in den Zeugnis-Konferenzen: Quasi über Nacht ging mir sprichwörtlich die Puste aus. Als ob Mitte Vierzig das neue Siebzig ist.“
Atemlos. Die sportlich-schlanke Frau kam nicht mehr zur Ruhe, fühlte sich müde und erschöpft, konnte nachts und am Wochenende kaum schlafen. „Termine – ob beruflich oder privat – wurden für mich zur Belastung“, erzählt die Pädagogin. „Selbst mein geliebtes Zumba machte mir keinen Spaß mehr. Ich kam früher aus der Puste, fing leichter an zu schwitzen, fühlte mich schwer wie Blei. Nachts spürte ich zum ersten Mal, wie mein Herz in meiner Brust vor sich hin stolperte“.

Befund. Aus diesem Grund war es Sonja Klein ganz recht, als die Gynäkologin beim nächsten Routinecheck den Blutdruck maß. Das Ergebnis war alles andere als gut: mit 160 zu 100 lag sie sowohl über den oberen Normbereich von 120 bis 129 mmHg, als auch über den unteren von 80 bis 84 mmHg. Die Lehrerin für Englisch und Sport ging umgehend zum Hausarzt. „Dort bestätigte eine Langzeitblutdruckmessung die Diagnose ,Hypertonie’ . Und ich bekam Betablocker verordnet.“

Nebenwirkung. Der tägliche Griff zur Tablette empfand Sonja zwiespältig: „Einerseits hatte mir mein Doktor eingeschärft, dass ich ohne Medikamente lebensbedrohliche Erkrankungen an Herz oder Gehirn, den Nieren oder Augen riskieren würde; andererseits ging es mir erst richtig schlecht, seitdem ich täglich die Drucksenker einnahm“.

Teufelskreis. Vor allem tagsüber in der Schule litt sie unter mangelnder Leistungsfähigkeit. „Nachts fand ich dafür kaum Ruhe. Als mir der Arzt weitere Medikamente verordnen wollte, blockte ich ab. Ich fühlte mich zu jung, lebenslang Tabletten zu schlucken. Ich wollte etwas anderes.“ Eine Lehrer-Kollegin empfahl ihr die Malteser Klinik von Weckbecker in Bad Brückenau (nahe Fulda). Dort wird im nunmehr 65sten Jahr anerkannte Naturheilkunde bei chronischen Belastungen des Körpers eingesetzt.

Reset. „Laut aktueller Leitlinien gelten Werte ab 140/90 als Bluthochdruck, spätestens bei wiederholten Werten ab 160/100 sollte zügig behandelt werden, vor allem bei mehreren Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchen oder bereits bestehenden Schäden am Herzen“ “, erklärte ihr Chefarzt Dr. Rainer Matejka (61). „Einem Teil der zwanzig bis dreißig Millionen betroffenen Deutschen würde es womöglich reichen, wenn die Regulation des Körpers zwischen Anspannung und Entspannung wieder funktioniert. Unter anderem haben wir dafür in unserer Klinik die Reset-Therapie entwickelt.“

Befreiung. Das Behandlungs-Paket ruht dabei auf zwei Pfeilern: Einmal Innehalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren; zudem vom körperlichen und seelischen Ballast zu befreien.
Fasten. Für die heilende Ruhe sorgt fast umgehend das traditionelle Fasten, das Gründer und Namensgeber der Klinik, Dr. Erich von Weckbecker (1920–2005), als Therapie-Basis eingeführt hat. Durch die Entlastung von der Verdauungsarbeit muss das Herz weniger arbeiten, der Blutblutdruck geht automatisch nach unten.

Schulung. „Später, in der Ernährungsberatung, lernte ich, dass in vielen Fällen weniger Salz und weniger tierische Fette auch nach dem Abfasten den Blutdruck in der Quecksilbersäule um acht bis zehn Millimeter niedriger halten können“, erzählt Sonja. „Darüberhinaus wurden für mich in dem zehntägigen Aufenthalt gezielt und individuell Aufbau- und Stärkungsmaßnahmen zusammengestellt, wie Akupunktmassagen, Kneipp-Anwendungen, Meditationen.“

Energiefluss. Besonders angenehm fand die gestresste Frau als erstes die Akupunkt-Massage. „Natürlich kenne ich die Akupunktur per Nadeln – dass aber auch auf diesem sanften Weg die Energiepunkte stimuliert werden können, wusste ich nicht“, strahlt sie.
Hintergrund. Die Wurzeln der Akupunkt-Massage nach Penzel liegen in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Grundlage ist die Vorstellung, dass der menschliche Körper mit einem Linien-Netzwerk überzogen ist – den Meridianen. In diesen zirkuliert die Lebensenergie „Chi“. Kommt der Energiefluss ins Stocken, wird der Körper aus dem Gleichgewicht gebracht. Vor gut 50 Jahren entwickelte Masseur Willy Penzel die Technik mit dem Griffel, statt mit Nadeln zu arbeiten.

Armbäder. Weiter ging es für unsere Patientin in der Bäderabteilung. Hier kamen vor allem Wechselbäder für Arme und Beine zum Einsatz. Die Temperaturveränderung von fünf Minuten ”Warmwasser“ (circa 34 Grad) zu 15 Sekunden „Kaltwasser“ (circa 15 Grad) ist nicht nur durchblutungsfördernd für die Extremitäten; es wirkt auch auf die Blutzirkulation des Körperrumpfes, beinflusst sogar das vegetative Nervensystem.Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hydrotherapie über den Temperaturreiz den Blutdruck um fünf bis zehn mm Hg – so das Maß – senken kann.

Studie. „Doch es geht noch weiter: Eine Meta-Analyse mehrerer medizinischer Studien hat außerdem ergeben, dass regelmäßige Entspannungsübungen den oberen, systolischen Wert um etwa sechs, den unteren, diastolischen Wert um gut drei mmHg senken können“, erläutert Dr. Matejka. „Damit kommen wir unserem Ziel ein weiteres Stück näher, dass unsere Patienten mittelfristigdie medikamentöse Therapie ausschleichen lassen können.“

Eindruck. „Bei der Meditation in der Gruppe ging es vor allem darum, die Gedanken schweifen zu lassen und den eigenen geistigen Focus zu verändern – und so ein tiefes Gefühl der Entspannung herbeizuführen“, schildert Sonja das Erlebte. „Erstaunlich: ich brauchte nur wenige Minuten der Kursleiterin zuzuhören: schon war ich spürbar gelöster und ruhiger.“

Runterschalten. Nächster Schritt war die Lebensstil-Änderung. „Sport ist zwar generell gut für den Kreislauf – sie sollten allerdings auf eine niedrigere Belastungsstufe wechseln“, rät der Mediziner der Hobbysportlerin. „Statt mit Powertraining und Dauer-Zumba den Körper zusätzlich zu stressen, hilft regelmäßig Walken und lockeres Joggen, Stress abzubauen. Wichtig: der Puls sollte dabei nur um die 120 Schläge pro Minute liegen“

Wirkung. Bereits nach nur vier Tagen fiel der Lehrerin auf, dass sie schneller einschlafen konnte und morgens erholter aufwachte. Auch das Blutdruckmessgerät blieb bei gesunden 120 zu 80, so dass ein Ausschleich-Versuch mit den Betablockern begonnen werden konnte.

Spannung. „Auch in der zweiten Klinikwoche blieben die Werte stabil im grünen Bereich“, blickt die Frankfurterin zurück. „Richtig spannend wurde es dann mit Tag der Entlassung: denn nun ging es darum, ob ich den Klinik-Effekt mit in meinen Alltag nehmen kann. Bereits in der zweiten Woche stellte ich in einer klassischen Stress-Situation im Job fest, dass ich mich erheblich weniger aufregte.“

Happy. Nach sechs Wochen bestätigten dann die mit Dr. Matejka vereinbarte Kontroll-Messungen, dass die Lehrerin auf dem richtigen Weg war: die Werte lagen weiter stabil im Normbereich. Weitere vier Wochen später pendelte sich das Messgerät ohne Tabletten bei hochnormalen 137 zu 81 ein. „Ich war super happy. Da war einerseits der Stolz, es ganz ohne Medikamente geschafft zu haben“, sagt sie. „Andererseits spürte ich auch, wie langsam aber sicher auch meine so vertraute Kraft zurückkehrte. Heute haushalte ich damit allerdings besser, plane bewusst Ruhepausen ein!“

Fünf Fragen an Dr. Rainer Matejka (61), Chefarzt der Malteser Klinik von Weckbecker, Bad Brückenau
Hoher Blutdruck – betrifft das eigentlich eher die Männer?Leider nein. Während man früher glaubte, dass Frauen gegen Hochdruck gefeit seien, weiß man heute, dass jede vierte Frau zwischen 25 und 69 hierzulande zu hohe Werte hat. Auslöser ist das moderne Multitasking zwischen Familie, Beruf und Haushalt. Hinzu kommt, dass das Leben generell stressiger geworden ist. Auch hormonelle Umstellungen durch Schwangerschaft, Pille und Wechseljahre tragen dazu bei.

Was macht „Hypertonie“ überhaupt so gefährlich? Zwar tut Bluthochdruck oft nicht weh. Dennoch ist ein chronisch erhöhter Blutdruck ein erhebliches Risiko fürs Herz, die Nieren, das Gehirn und die Gefäße. Die Folgen können lebensbedrohliche Krankheiten wie Schlaganfall und Herzinfarkt sein. Weltweit sind jährlich rund 9,4 Millionen Todesfälle auf erhöhten Blutdruck zurückzuführen. Hypertonie ist damit der wichtigste veränderbare Risikofaktor für eine tödliche Erkrankung.

Warum führen Blutdrucksenker häufig nicht zum Ziel? Experten schätzen, dass jeder vierte Hochdruck-Patient seine verordneten Blutdrucksenker widerwillig und dadurch unregelmäßig einnimmt. Ein Grund: Menschen, die sich mit hohem Blutdruck gefährlich vital und leistungsfähig fühlen, leiden bei sinkendem Druck oft unter Antriebslosigkeit, Schwächegefühl und Müdigkeit.
Stimmt es, dass die medikamentösen Therapie bei Frauen mehr Nebenwirkungen verursachen kann?Leider ja. Zwar senken z.B. ACE-Hemmer und Calciumantagonisten den Blutdruck bei beiden Geschlechtern gleichermaßen wirksam. Andererseits zeigen Untersuchungen, dass bei Frauen Nebenwirkungen häufiger auftreten können. Ein Beispiel bei Betablockern wie im Falle von Frau Klein ist die Verlangsamung des Pulses und ein unerwünscht heftiger Abfall des Blutdrucks. Eine Erklärung: Betablocker werden von der weiblichen Leber langsamer verstoffwechselt.

Was kann ich sonst noch machen?Grundsätzlich sollten Sie bei Übergewicht versuchen, Gewicht zu reduzieren. Deneben ist der Verzicht auf Alkohol und Rauchen ganz wichtig. Dazu kommt noch regelmäßige Bewegung. Hier reichen pro Woche schon dreimal 30 Minuten gesteigerte körperliche Aktivität aus. Last but not least: Ausgewogene, gesunde „mediterrane Kost“ mit viel Gemüse und pflanzlichen Fetten – und die Reduzierung von Speisesalz.
Hintergrund Meditation

Entspannungstechniken wie Meditation helfen seit Jahrhunderten dem Menschen innere Ruhe und Gelassenheit zu finden und das vegetative Nervensystem zu beeinflussen.
Der Trick: durch das Einpendeln des Gleichgewichts zwischen Sympathikus und Parasympathikus wird der Schlaf besser, die Psyche stabiler, der Organismus regeneriert sich. Allerdings sollte die Entspannungstechnik anfangs regelmäßig ausgeübt werden – am besten täglich.
Selbsthilfe: So werden Sie zum Kneipp-Spezialisten

Heimanwendung.„Um Güsse zu Hause durchzuführen, einfach den Brausekopf von der Dusche abschrauben“, rät Dr. Matejka. „Grundsätzlich gilt: Kalte Anwendungen sollten kurz, 15 bis 60 Sekunden erfolgen. Das Wasser sollte zehn bis 16 Grad haben. Wichtig: Keinen Stress. Die Dauer der Anwendung wird sich von selbst mit der Zeit verlängern“.
Knieguss.Von den Zehen außen am Unterschenkel zur Kniekehle führen, zehn Sekunden verharren. Innen zum Fuß zurückführen. Wichtig ist die Vor- und Nacherwärmung des Körpers. Also: Danach dicke Socken an. Senkt nicht nur den Blutdruck, sondern tut auch gut bei Venenschwäche und Durchblutungsstörungen.
Wichtig: Niemals kaltes Wasser auf kalte Haut. Und keine kalten Güsse, wenn Sie bereits frieren.
Schnelltest: Habe ich ein Bluthochdruck-Risiko?

- Leiden oder litten Eltern oder Großeltern unter einem erhöhten Blutdruck?
- Rauchen Sie ?
- Sind Sie übergewichtig, oder essen Sie gerne salzig?
- Bewegen Sie sich weniger als dreimal die Woche eine halbe Stunde?
- Haben Sie beruflich und/oder privat anhaltenden Stress?
- Besteht bei Ihnen ein Schlaf-Apnoe-Syndrom ?
Auswertung:
Mit jeder positiven Antwort steigt Ihr Risiko, einen arterielle Hypertonus zu entwickeln. Vor allem bei mehrfachen, positiven Antworten sollten Sie selbst den Druck messen – möglichst in Ruhe oder lassen mal Sie ihren Arzt bei nächster Gelegenheit nachmessen.

Kliniktipp: Malteser Klinik von Weckbecker, Fachklinik für Naturheilverfahren, Rupprechtstraße 20, 97769 Bad Brückenau, Tel.: 09741-830, Internet: http://www.weckbecker.com
Kosten: Die Malteser Klinik ist als Fachklinik für Vorsorge und Rehabilitation anerkannt. Nach ärztlicher Einweisung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten ganz oder teilweise.
Wichtig: bei der vorgestellten Patienten-Reportage handelt es sich um einen Einzelfall. Der individuelle Behandlungsbericht erhebt nicht Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Bitte beachten Sie, dass meine Artikel in keinem Fall eine Beratung durch den Arzt oder Apotheker ersetzen. Dieser Blog dient allein der medizinjournalistischen Information.
Schöner Artikel, leider wird der ganzheitliche Aspekt mit entspannteren und gesünderen Lebensstil in der Medizin zu oft vergessen! lg